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Reisebericht 09 / Suhbaatar (Mongolei) - Zamyn-Uud (Ehrenhod China) / 20. Juli 2014 - 14. August 2014

Kilometerstand: 25'200km

Reiseroute: Suhbaatar, Darhan, Ulaanbaatar, Gorhi Terelj N.P., Hustai Nuuru N.P., Hagno Han Uul N.P., Lun, Harhorin, Ogi Nuur Lake, Gurvanbulag, Hujirt, Arvayheer, Bayangol, Sayhan-Ovoo, Mandal-Ovoo, Bulgan, Bayandalay, Khongoryn Els, Sevrey, Buylsan, Bayandalay, Yolyn Am, Dalanzadgad, Mandalgovi, Choyr, Saynshand, Zamyn-Uud (Grenze nach China bei Erlianhaote)


Auf den Spuren von Dschingis Khan

Nach der ziemlich turbulenten Ausreise aus Russland beginnt wenige Meter später die Eireise in die Mongolei.
Zunächst fahren wir mit unserem Fahrzeug durch ein Desinfektionsbad und danach werden die Fahrzeugdaten in den Computer eingegeben. Anschliessend bekommen wir einen Laufzettel mit einem ersten Stempel und dem Hinweis, insgesamt 4 Stempel auf diesem Zettel einzusammeln.
So eilen wir vom Immigrations Büro zum Zollbüro, ein Zöllner inspiziert den Suri, wir kriegen die Einfuhrpapiere, nochmals möchte sich ein Beamter im Fahrzeug umsehen und zu guter Letzt haben wir die vier Stempel beisammen.
Anschliessend wechseln wir noch unsere letzten Rubel in mongolische "Tugrik" und kurze Zeit später sind wir in der Mongolei. Alle Beamte bei der Grenzabfertigung waren nett und hilfsbereit und wünschten uns einen angenehmen Aufenthalt in ihrem Land.

Nach diesem Zollprozeder wollen wir nicht mehr lange fahren und suchen uns ein ruhiges Plätzchen abseits der Strasse in einem Kieferwald.

Die nächste Station ist die Hauptstadt der Mongolei, Ulaanbaatar. Wir verbringen die nächsten paar Tage im Oasis Guest-Hous, der Overlander Absteige schlechthin. Haben wir auf unserer bisherigen Reise nur sehr spärlich andere Reisende angetroffen, hier sind sie alle auf einem Haufen. 3 Schweizer Fahrzeuge, 3 Deutsche Reisemobile, 1 türkisches Fahrzeug, 1 Italiener mit seinem Iveco, 1 Franzose mit Eigenbau, 2 Schweizer Radfahrer, 1 Schweizer Seitenwagenfahrer und 8 Motorradfahrer mit unterschiedlichen Nationalitäten. Hier werden Reiserouten verglichen und Tipps ausgetauscht.
Als erstes müssen wir das chinesische Visum beantragen. Bei unserer Ankunft an der Botschaft besteht schon eine lange Warteschlange vor dem Schalter. Gut haben wir uns vorgängig intensiv mit China beschäftigt, denn die Botschafts Mitarbeiter wollen einige Papiere sehen. Da ist das vierseitige Antragsformular, ein gültiger Reisepass, Farbfotos, eine Einladung des chinesischen Reisebüros, eine detaillierte Routenbeschreibung und Kopien vom Pass, dem Visum und des Einreisestempels. Nach Bezahlung der Gebühr bei der nächsten Bank, können wir das Visum, soweit alle Daten in Ordnung sind, vier Tage später abholen.
Die Zeit nützen wir mit Stadtbesichtigung, Besuch des Dinosauriermuseums und einer Aufführung mit mongolischem Volkstanz.

Bevor wir aufbrechen füllen wir noch den Kühlschrank auf. In den hiesigen Supermärkten gibt es mehr deutsche und schweizer Produkte zu kaufen als in all den zuvor bereisten Ländern. Das liegt zum grössten Teil daran, dass die Mongolei fast alles importieren muss, da sie nur wenige Produkte selber herstellen.
War Ulaanbaatar vor 20 Jahren noch eine Jurtensiedlung, ist sie jetzt eine moderne Stadt mit Hochhäusern und einer Unmenge von Fahrzeugen, die alles verstopfen. Der Verkehr ist katastrophal und es braucht unendlich Geduld, die Stadt zu durchqueren.

Endlich haben wir den Moloch hinter uns gelassen. Kurz nach der Stadt fangen schon die Jurtensiedlungen an. Wir befinden uns auf dem Weg zum "Gorhi Terelj" National Park.
In diesem riesigen Land zwischen Permafrost im Norden und Wüstenland im Süden gelten andere Massstäbe. Brücken oder Fähren über die Flüsse sucht man abseits der Hauptroute meist vergebens. In den trockenen Wintern sinkt das Thermometer schon mal auf minus 40°C. Die Nomaden haben ihre Behausungen, die transportablen Jurten, an das eiskalte Winterklima angepasst. Dicke Lagen von Filz halten den eisigen Wind und die Kälte draussen und im Innern der Rundhütten sorgt ein Kanonenofen für behagliche Wärme.
Im Nationalpark wimmelt es nur so von diesen Nomadencamps. Sei es für die einheimischen Bewohner oder die vielen Touristen der nahen Hauptstadt. Trotzdem gefällt uns dieser Park mit seinen speziellen Gesteinsformationen. Wir machen lange Wanderungen durch Blumenwiesen, die übersät sind von Edelweiss und Enzian. Zuhinterst im Tal finden wir das kleine "Günjin" Kloster, das idyllisch zwischen Hügeln und Felsen gelegen ist. Aufgebaut im 17. bis 19. Jahrhundert liegt seine Blütezeit schon lange zurück. Damit teilt es das Schicksal der meisten Klöster in der Mongolei. Noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts pulsierte in seinen Mauern das Leben. Dann wurde es ruhiger und während der stalinistischen Zeit erhielten die buddhistischen, lamaistischen Klöster den Todesstoss. Die Wohngebäude der Mönche wurden zerstört, Kunst- und Kulturgegenstände aus vielen Jahrhunderten zerstört oder gestohlen.
Doch nun wurde es wieder aufgebaut und wunderschön hergerichtet. Beim Betreten des Innenraums werde ich höflich gebeten, mich auf die andere Seite zu begeben, denn in einem Kloster geht man immer vom Ausgang ausgehend links herum. Man lernt immer was dazu.

Wir folgen dem Geruch von unbekannten Blüten und Kräutern und stellen unser Fahrzeug für die Nacht auf einen Hügel, der mit Edelweiss und blühenden Blumen übersät ist. Der richtige Platz, um den Geburtstag von Ruth zu feiern.

Am nächsten Tag fahren wir zur monumentalen Dschingis Khan Statue. Schon von weitem sieht man das mächtige Denkmal auf seinem 10 m hohen Sockel. Sie ist aus 250 Tonnen Edelstahl, 25 Meter hoch, silbrig glänzend und somit das höchste Reiterstandbild der Welt.

Die letzten Ur-Wildpferde

Kaum eine halbe Tagesreise von Ulaanbaatar entfernt, liegt der National Park "Hustai Nuuru". Dieser ist berühmt durch das Auswilderungsprogramm der Ur-Wildpferde, der "Thaki", die vor etwa 50 Jahren fast ausgerottet worden wären. Nun werden sie hier im National Park behutsam wieder Eingebürgert.
Im Vorfeld wurde uns gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit, diese Wildpferde zu erspähen, ausserordentlich gering ist. In dem riesigen Areal des Parks gibt es nur etwa 200 Pferde.
Doch wir haben Glück. Im Licht der untergehenden Sonne zieht eine Herde von ca. 20 Tieren nicht weit von uns entfernt über die endlose Steppe. Bis auf etwa 100 Meter lassen uns die hellbeigen bis dunkelbraunen mongolischen Neubürger herankommen.

Nicht weit vom Park entfernt, auf unserem nächtlichen Standplatz, formieren sich am Abend drohende Wolkenberge zu einem unglaublichen Gewitter. Heftige Schauer prasseln auf das Wohnmobil und Blitze erleuchten ununterbrochen die Steppenlandschaft. Am nächsten Morgen spiegeln sich die grauen Quellwolken in gewaltigen Wasserlachen. Unser Suri schlingert sich langsam durch Pfützen und unzählige tiefe Furchen zurück zum Asphaltband.
Doch an ein geruhsames Fahren auf einem zarten Strassenbelag ist bei weitem nicht zu denken. Auf dem Weg nach Westen erstreckt sich vor unseren Rädern ein tückisches Labyrinth abgrundtiefer Schlaglöcher. Uns scheint, dass sich seit Jahren niemand mehr um die unzähligen Achsenkiller kümmert, die das Teerband wie ein Minenfeld überziehen. Jahr für Jahr vergrössern Regen und Frost die Krater ein Stückchen mehr. Wahrscheinlich fehlt den Mongolen für den Strassenbau, wie für vieles andere auch, einfach das Geld.

Wir nähern uns "Karakorum" der ehemaligen Hauptstadt Dschingis Khans. Viel ist davon nicht mehr zu sehen, dafür entschädigt uns die Klosteranlage von "Erdene Zuu" mit ihren mächtigen Umfassungsmauern und den wieder aufgebauten Klostergebäuden an ihre einstige Pracht.

Bei den Nomaden

Leider haben wir das Nadaam, das grösste Fest der Mongolei, um einige Tage verpasst. Wir uns aber die nette Dame beim Tourist Info in Ulan Bator versichert hat, findet zwei Wochen später in einem kleinen Nest, ein ähnliches Fest in einem verringerten Rahmen statt. So ändern wir unsere Pläne und fahren über etliche Pisten nach "Gurvanbulag", da wo dieses Fest sein sollte. Genau, sein sollte! Denn einmal dort angekommen, weiss niemand was von einem Fest. So bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder in den Hauptort der Region, nach Harhorin, zurückzukehren. Auf der Rückfahrt verfahren wir uns ganz schön, so dass wir bei einer Jurte nach dem Weg fragen müssen. Doch bevor die Nomaden Auskunft geben, müssen wir in ihr Rundzelt eintreten und werden reichlich verwöhnt. Ruth und ich bekommen eine Schale Kumys, fermentierte Stutenmilch und zudem wird uns Käse angeboten. Dieser wird aus Quark hergestellt, ist streng riechend und fast steinhart. Danach werden wir aufgefordert, von den frisch gebackenen Teigtaschen zu probieren. Diese mit Hammelfleisch und allerlei Gewürzen verfeinerten Gebäcke schmecken vorzüglich. Zum Schluss gibt es noch einen süssen, mit viel Ziegenmilch vermischten The.
Bevor wir aufbrechen zückt der Gastgeber seine Schnupftabakflasche, nimmt zunächst eine Prise und legt sie uns zum Schnupfen in die Hand. Dies ist eine besondere Ehre, die man auf keinen Fall ablehnen darf.

Wir revanchieren uns mit allerlei süssem Gebäck und zudem holen wir unser Fotobuch aus dem Suri und zeigen der netten Gastfamilie Bilder von unserem Leben Zuhause. Gebannt schauen die 3 Generationen im Jurtenzelt auf die Schweizer Landschaft und unsere Familie.
Leute, die wenig haben, teilen gerne. Gastfreundschaft hat bei ihnen immer oberste Priorität und damit beschämen uns die Nomaden immer wieder.
Die Nacht verbringen wir wieder irgendwo in der unendlichen Steppe und geniessen die Stille. Es herrscht ein absoluter Frieden in der Taiga. Im letzten Licht der Abendsonne kreisen Bussarde und Adler über unserem Camp und halten Ausschau nach einem leckeren Nachtessen. Nahrung für Raubvögel gibt es in Hülle und Fülle. Mäuse und andere kleine Nager wie z.B. Erdhörnchen, huschen kreuz und quer durch die Gegend.

Die Dünen der Wüste Gobi

Auf dem 300 km langen Weg von Harhorin nach Arvayheer und Mandal-Ovoo, verändert sich der Charakter der Landschaft komplett. Anfangs kämpfen wir noch mit glitschigen Wiesenpfaden und tückischen Flussdurchfahrten. Später fahren wir entlang von lichten Pinienwälder bis wir weiter südlich die kargen Tundraflächen erreichen.


Seit drei Tagen fahren wir nicht mehr alleine. Wir haben uns mit Astrid und Sven, sowie Verena und Beni zusammengetan, um den menschenleeren Süden der Mongolei gemeinsam zu erkunden. Alleine in diese unwirkliche Gegend zu fahren ist beinahe grob fahrlässig, denn wenn etwas passiert, ist man meilenweit von jeglicher Hilfe entfernt.

Der Schamanismus hat in der Mongolei noch jede andere Religion überlebt. So sehen wir auf vielen Pässen sogenannte "Owo". Schamanen errichten diese Opferstellen aus Ästen und Steinen. Wenn wir auf einen treffen, so umkreisen wir es dreimal im Uhrzeigersinn und legen einen weiteren Stein auf den Hügel. Die soll Glück auf der Reise bringen. Bei den grösseren Owo's liegen nicht nur Steine, sondern auch Tierschädel, Geldscheine, Bonbons und "Hadaks", bunte Seidenschals.

Endlich sind wir in Bayanzag. Diese Gegend ist bekannt für sein Dinosaurier Fundgebiet. Einige Exempare, sowie versteinerte Dinosaurier-Eier, haben wir schon im Museum in Ulaan Baator bestaunt.
Wir stehen hier an einer traumhaften Lage über den "Flamming Cliffs" und wie der Name sagt, scheinen die Felsen wirklich zu brennen. Die Abendsonne taucht die erodierten Gesteinsblöcke in ein flammendes Rot, so dass sie Aussehen wie flüssige Lava. Nach einem Spaziergang über die Klippen machen wir an unserem Stellplatz ein Lagerfeuer aus "Sauxalholz", das hier lose herumliegt. Nur noch an wenigen Stellen in der Gobi wächst dieser Trockenwald, der nur in Zentralasien vorkommt. Diese wie Bonsai wirkende Wüstenpflanze ist äusserst widerstandskräftig gegen Wind und heisse Temperaturen. 100 kg von diesem Holz haben den gleichen Brennwert wie 80 kg Steinkohle.
Für die Wüste sind sie unheimlich wichtig, weil sie den Boden vor Erosion schützen und den Kamelen als Nahrung dienen.

Am nächsten Tag fahren wir weiter südwärts über die Berge von "Bulgan" nach "Bayandalay". Ein kleines Wüstennest, wo wir noch einmal Wasser auftanken wollen, bevor es in die Wüste geht. Wir suchen das Wasserhäuschen, denn keines dieser Dörfer ist an ein Wassernetz angeschlossen. Wir holen die Wasserfrau, die über die gerechte Verteilung des Wassers zuständig ist und füllen unseren Wasservorrat auf. Hier in der Wüste lernt man schnell, das kostbare Nass zu schätzen und damit sparsam umzugehen.

Nun wird die Piste zunehmend sandig, teilweise sind tiefe Spuren eingefahren und immer öfter müssen wir kleine, ausgetrocknete Flussläufe überqueren. Wird es flach, so haben wir endloses Wellblech unter den Reifen, das uns die Plomben aus dem Mund wirft. So hören wir Musik, lassen den Mund zu und fahren höchstens mit 15 km/h über die Rüttelpiste.

Am Abend finden wir einen traumhaften Wüstenstellplatz inmitten einer unfassbar spektakulären Landschaft. Der warme Wind bläst die Sandkörner über die Spitzen der gelben Dünen und lässt sie langsam von West nach Ost wandern. Bei einer Wanderung über den Dünenkamm erspähen wir eine 60 cm lange Gobischlange. Ob sie wohl giftig ist? Besser nicht ausprobieren, denn das nächste Krankenhaus ist meilenweit entfernt.

Am nächsten Tag sind wir in der eigentlichen Sandwüste, der "Khongoryn Els". Wir fahren nördlich an der 180 km und nur wenige km breiten Bogendüne entlang. Wo sie am höchsten ist, sprudelt eine kleine Quelle aus dem Boden. So gedeiht saftiges Steppengras direkt vor den Sandbergen. Ein fast unbeschreiblicher Anblick, wie sich im Vordergrund das Grün von den Sanddünen abhebt und im Hintergrund die kahlen, bizarren Berge sich vor dem blauen Himmel abzeichnen. Leider haben wir unsere Badehosen vergeblich mitgenommen, denn die Quelle ist zu klein um darin ein Bad zu nehmen.

Auf unsere Fragen, ob wir den Dünengürtel mit unseren Fahrzeugen überqueren können, erhalten wir von den Mongolen widersprüchliche Antworten. Von unmöglich zu sehr schwierig und "No Problem" ist alles zu hören. Wir entscheiden uns, es trotzdem zu wagen, denn die gleiche Strecke retour ist auch nicht interessant. Wir verringern den Luftdruck auf unter 1 Bar um die Auflagefläche der Reifen zu erhöhen und starten die Überquerung. Mit Schwung schaffen wir die sandigen Hügel und schlingern uns um die Dünen herum. Alleine hätten wir uns das nicht zugetraut, aber da wir nun zu dritt sind, wäre immer jemand zur Stelle, um einen raus zu ziehen. Auf der andern Seite des Gürtels angelangt, erhöhen wir wieder den Luftdruck uns setzen die Reise fort. Eigentlich waren wir der Meinung, es könne keine Steigerung mehr geben, was schlechte Pistenbeschaffenheit angeht, aber was nun abgeht, ist kaum zu glauben. Keine paar Meter ohne tiefe Rillen die in ein steiniges Bachbett hinunterführen und auf der andern Seite eine Steigung, die das vierte Rad am Wagen weit in die Lüfte schwingt. Der feine Sand knirscht zwischen den Zähnen, die Augen brennen und überall liegt cm dick Staub im Innern des Fahrzeugs.

Wir befinden uns nun in einer extrem abgelegenen Region der Wüste Gobi. Keine Tiere, keine Jurten und keine Menschen weit und breit. Gut haben wir alle genügend Wasser- und Dieselreserven mit an Bord. Es ist eine anspruchsvolle, aber nicht minder interessante Fahrt durch die Stein- und Sandwüste der Gobi.

Unsere Navis haben schon lange den Geist aufgegeben und zeigen nur noch eine gähnende Leere mitten im Nirgendwo.
Der Steyr von Astrid und Sven meistert die schwierige Strecke dank dem breiten Radstand noch am Besten. Der Bully von Beni und Verena hat beim starken Gefälle ins steinige Bachbett mit der vorderen Stossstange zu kämpfen, während wir bei der Auffahrt aus der Kuhle mit der hinteren Stossstange aufsetzen. Da hilft nur eines, "buddeln". Die Übergänge müssen so abgetragen werden, dass jedes unserer Fahrzeuge die Passage bewältigen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass sich alle 200 Meter die Piste in mehrere Richtungen verzweigt. Mehrfach endet sie einfach irgendwo an einem Felsüberhang. Dann heisst es wieder zurück durch Senken, Bachläufe und tückische Steinpisten. Meterweise arbeiten wir uns diese Pfade hinauf, die auf den ersten Blick kaum für Eselskarren geeignet scheinen. Wir finden einfach nicht mehr aus dem Labyrinth der Berge heraus. Die einzige Orientierung ist, wir müssen Richtung Osten. Endlich finden wir ein ausgetrocknetes Flussbett, wo wir zu Tale und dann nach Bayandalay fahren können. Die letzten 6 Stunden haben wir höchstens 20 km Luftlinie gut gemacht.

Gefangen in der Geierschlucht

Das nächste Ziel in der Gobi ist "Jolyn Am", die Bartgeierschlucht. Westlich von Dalanzadgad und auf über 2000 Meter liegt zwischen den Gipfeln eines kahlen Gebirgszuges dieser imposante Canyon. Das lassen wir uns nicht entgehen, denn hier soll es mit grosser Zuverlässigkeit Lämmergeier und Adler zu beobachten geben.
Der Eingang in die Schlucht ist ein schmaler Durchgang in dem ein klarer Gebirgsbach fliesst. Für den kleinen Bully von Beni ist das kein Problem, aber der Steyr von Sven ist viel zu breit. Wir liegen mit den Massen dazwischen und versuchen uns durch den Felsspalt zu schlängeln. Zentimeterweise fahre ich vorwärts, dann wieder etwas zurück und schlussendlich quetscht sich der Suri um wenige cm durch die überhängenden Felspartien in die enge Schlucht.
Hier hat sich dank des Wassers eine reichhaltige Flora und Fauna gebildet. Blumen blühen am Wegesrand, Vögel zwitschern fröhlich von den Felsen, Falken ziehen ihre Kreise und Springmäuse bringen sich hüpfend wie ein Känguru ins rettende Erdloch in Sicherheit. Das malerische, kleine Tal ist umrahmt von welligen Bergflanken und schroffen Abbrüchen. Die Schlucht steigt stetig an und wird langsam breiter. Hier befindet sich der Ausgang in einer steilen, überaus schrägen Kurve, vergleichbar mit einer Bobbahn. Wir wägen das Risiko ab, ob wir die Auffahrt ohne abzurutschen überstehen würden. Wir glauben, die Wahrscheinlichkeit ist 50 zu 50, dass wir in der Schräglage abrutschen, in die Mulde fallen und zur Seite kippen würden. Hier in der Schlucht ist mit keiner Hilfe zu rechen und so kurz vor China noch ein unnötiges Risiko einzugehen, wäre doch grob fahrlässig.
War da nicht noch eine andere, unscheinbare Piste auf der anderen Seite der Schlucht? OK, wir versuchen diese Stecke zu nehmen. Doch nach zwei Hügeln endet auch dieser Weg auf einem Bergrücken ohne erkenntliche Weiterfahrt. So bleibt uns nichts anderes übrig, als uns erneut durch den schmalen Eingang der Schlucht zurück in die Zivilisation zu quetschen.

Es bleiben noch 4 Tage bis zum Grenzübertritt nach China. So haben wir auf der langen, über 800 km langen Strecke nach Norden und anschliessend wieder in den Süden genügend Zeit, Geist und Seele auf eine neues Abenteuer, eine neue Kultur, vorzubereiten und gleichzeitig das Vergangene Revue passieren zu lassen.

Die Mongolen sind ein freundliches und offenes Volk. Immer haben wir hilfsbereite Menschen gefunden. Ihre Neugier und die völlige Missachtung von so etwas wie Privatsphäre sind keine Zeichen von Geringschätzung, sondern Ausdruck ihrer Kultur. Man gewährt Gastfreundschaft, aber man erwartet sie auch. Im Wohnmobil die Mongolei zu bereisen, ist etwas vom idealsten. Alle sind wir Nomaden. Die Mongolen wechseln zwischen Sommer- und Winterlagern hin und her, so wie wir in einem ständigen Umherziehen von Ort zu Ort wechseln. Wir Wohnmobilisten fühlen uns mit ihnen richtiggehend verwandt.

Die drei Wochen Mongolei waren sehr lehrreich und überaus interessant für uns gewesen. Trotzdem bleiben noch viele Fragezeichen, denn dieses Land, diese Kultur ist so komplett verschieden mit der Unseren und teilweise für uns Westler nur schwer verständlich.

Auf jeden Fall werden wir die Mongolei mit seinen lieben Bewohnern in bester Erinnerung behalten. Dies ist und war eines der grossen Highlights auf der gesamten Reise.