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Reisebericht 15 / Mae Sot (Grenze nach Burma) - Tamu (Grenze nach Indien) / 20. Februar 2015 - 4. März 2015

Kilometerstand: 38'200km (Total 166'800 km)

Reiseroute: Mae Sot, Myawaddy, Hpaan, Golden Rock, Yangon, Naypyidaw, Inle Lake, Pindaya Caves, Bagan, Mandalay, Monywa, Kalaymyo, Tamu

Im Land der Pagoden

Pünktlich um 8.00 Uhr morgens trifft sich unsere bunt zusammen gewürfelte Reisegruppe am burmesischen Zoll.
Gaby und Christian mit ihrem Mercedes Rundhauber kennen wir schon seit unserer Chinadurchquerung.
Zusätzlich finden sich noch folgende Reisende ein:
-Die Französische Familie Jerome und Alexandra mit ihren beiden süssen Töchtern Sarah und Salomé
-Der Neuseeländische Motorradfahrer Steve
-Sowie der Amerikanische Motorradfahrer Rian

Die 13 tägige Reise quer durch Burma haben wir über die Agentur Burma-Senses gebucht. Alleine mit dem eigenen Fahrzeug durch dieses Land zu fahren ist immer noch unmöglich. Erst seit Sommer 2013 findet eine zögerliche Öffnung für individual Reisende mit Fahrzeug statt.
Voraussetzung ist aber immer noch, dass man über eine staatlich anerkannte Agentur bucht, ein Burmesischer Führer, ein Hilfsführer, ein Fahrer, sowie ein Beamter, sprich Aufpasser, der die motorisierte Truppe begleitet.
Zusätzlich zum 4 Mann Team wird uns in Zukunft immer wieder ein einheimisches Filmteam begleiten, damit das dürftige, einheimische Fernsehangebot, mit ein paar ausländischen Touristen, inclusive deren exotischen Fahrzeugen, etwas erweitert wird.
Leider ist freies Campen für Ausländer in Myanmar immer noch strikt verboten und der Norden ist wegen der hohen Risiken politisch motivierter Anschläge für Überlandreisen gesperrt.

Der erste Reiseabschnitt wird sogleich zur Qual für Mensch und Maschine. Es müssen einige Bergketten überwunden werden. Die Strasse ist in einem erbärmlichen Zustand. Der Asphalt wurde in der vergangenen Regenzeit vielerorts weggeschwemmt. Strassenbauteams sind dauernd daran, mit einfachen Mitteln die riesen Löcher zu stopfen, was aber nur mässig gelingt. Doch es bleibt uns nichts anderes übrig, die Strasse muss überwunden werden, schliesslich ist es die einzige Verbindung zu unserer 1. Sehenswürdigkeit, den "Kawgun" Höhlen von "Hppan".
Es handelt sich dabei um eine Grotte mit tausenden von kleinen Buddhafiguren, die schon im 7th-Jahrhundert in die Felswand gemeisselt wurden.
An diesem Ort werden wir erstmal damit konfrontiert das jeder Tempel in Myanmar ausschließlich barfuß betreten werden darf.

Der goldene Fels

Nach den Höhlen überquert eine Reihe buddhistischer Bettelmönche die Asphaltstraße, barfüßig, in bordeaux-roten Roben, vor der Brust den Almosentopf. Allgegenwärtig ist der Buddhismus in Birma und hat sich als erstaunliche Widerstandskraft gegen die Macht und die Übergriffe der Generäle erwiesen.
Es geht vorbei an Nassreisfeldern, gesäumt von Stelzendörfer, Wasserbüffel, und Kautschukfarmen, bis wir ein paar Stunden später bem Goldenen Felsen sind, besser gesagt am Basislager am Fuße des Kyaikhtiyo-Berges.

Nun heißt es umsteigen auf die offene Ladefläche eines Kleinlasters. Dicht gedrängt kauern wir mit den übrigen Passagieren auf schmalen Holzbänken. In halsbrecherischer Geschwindigkeit geht es die holprigen Serpentinen hinauf bis zur Endstation, wo der zwei Kilometer lange Fußmarsch zum Gipfel beginnt.
Wem das zu anstrengend ist, der lässt sich in einer Bambussänfte von vier jungen Trägern bequem hinauftragen.
Viele pilgern schon zum X-ten Mal hier hinauf um religiöse Verdienste zu erwerben. Das ist gut für das Karma der Wiedergeburt.
Nach einer halben Stunde erreichen wir einen überdachten Treppengang, gesäumt von Verkaufsbuden mit allerlei Gebetsketten, Betelnüssen, selbst gekochten Süßigkeiten und Sandelholzpulver für die Tanaka-Paste, mit der sich viele Frauen zum Sonnenschutz einsalben. Ein beliebtes Souvenir sind handgefertigte Bambusgewehre, ein Kinderspielzeug, das mit Buddha vereinbar zu sein scheint.

Dann sehen wir ihn von Weitem zum ersten Mal, einen riesigen, vergoldeten Klumpen, der an der Kante eines steilen Abhangs klebt. Am Eingangstor zum Heiligtum müssen wir unsere Schuhe ausziehen. Hunderte von Pilgern strömen in das weitläufige, geflieste Areal, Großfamilien mit Kind und Kegel, Mönche und kahl geschorene Novizinnen in rosa Roben, die wir hier in Myanmar das erste Mal sehen.

In der späten Nachmittagssonne nähern wir uns dem legendären Felsen, der wie ein surreales, rotgolden schimmerndes Kunstwerk wirkt, mit einer sechs Meter hohen Stupa-Spitze auf dem eckigen Rund. Ein Findlingsblock, der jeden Augenblick in den 1100 Meter tiefen Abgrund hinabzustürzen droht.
Ich begebe mich zu den Männern, die dicht gedrängt an der Unterkante hocken und Blattgoldplättchen auf den Felsen kleben. Frauen ist das versagt, den Stein dürfen sie nicht berühren. Sie knien betend in der Nähe, eingehüllt in den Rauch von Kerzen und Räucherstäbchen.
Seit 1000 Jahren, so erzählt es die Legende, hält ein einziges Haar Buddhas den Goldenen Felsen im Gleichgewicht. Mon-König Tissa, Sohn eines Magiers und einer mythischen Prinzessin, soll dieses Haar im 11. Jahrhundert von einem Eremiten erhalten haben.

In Vollmondnächten sollen bis zu 50.000 Pilger hier herauf kommen.

Birma, Burma oder Myanmar?

Birma ist ein seltsames Land, im Grunde weiß man ja nicht einmal, wie man es korrekterweise nennen soll. Sagt man nicht besser Burma oder ganz offiziell Myanmar? Und sind seine Einwohner Birmaner oder Burmesen?

Rangun, unser nächstes Ziel, war bis 2005 die Hauptstadt des Landes, heißt amtlich inzwischen Yangon, wie bereits im 18. Jahrhundert und hat inzwischen ca. 5 Millionen Einwohner. Der neue Regierungssitz ist in der Zwischenzeit Naypyidaw und eine Trabantenstadt direkt im Zentrum des Landes.

Seit 1962 leidet das Land unter wechselnden Militärdiktaturen, wobei es lange Zeit komplett von der Außenwelt abgeschottet war. Und als das Militär das Land Anfang der 90er-Jahre für den Tourismus öffnete, sollte sich zum Schutz der Touristen der Kontakt zur Bevölkerung auf das Nötigste beschränken, weshalb potenzielle Birma-Reisende dem Aufruf folgten, das Land zu boykottieren, was es letztlich weiter isolierte.

Unterdessen saß die birmanische Politikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi seit 1989 in ihrem Haus in Rangun mit kurzen Unterbrechungen im Arrest, und alles, was überhaupt aus Birma nach außen drang, klang in höchstem Maße unerfreulich.

Doch seit Anfang 2011 hat das Land einen zivilen Staatspräsidenten, der Hausarrest von Aung San Suu Kyi ist aufgehoben, und bei den anschliessenden Parlamentsnachwahl wurde sie sogar als Kandidatin zugelassen und natürlich ins Parlament gewählt.
Seit dieser Zeit übernahm sie den Unterausschuss für Rechtstaatlichkeit, Frieden und Stabilität und ebnet auf diese Weise hoffentlich den Weg für die zaghafte Öffnung des Landes.

"Mingala ba", was soviel heisst wie "Grüezi"

Im Konvoi fahren wir über die Autobahn, die auch von Fahrradfahrern und Ochsenkarren benutzt wird. Meistens vergeht keine Stunde, bis wir von einer Mautstation gestoppt werden. Da gibt es oft eine grosse Diskussion, wie hoch der Betrag für uns Wohnmobilisten wohl sei. Am Anfang zahlen wir noch den geforderten Preis, aber später handeln wir den Betrag, der oft eine Ermessensache des zuständigen Personals ist, auf einen für uns annehmbaren Preis herunter. Durch ganz Myanmar zahlen wir schlussendlich 32'000 Kyat, was 32 US$ entspricht.

In Rangun angekommen, beziehen wir ausserhalb der City unser Hotel, denn der Verkehr in der Millionen Metropole soll mörderisch sein, vor allem seit die Grenzen für ausländisches Kapital und Touristen geöffnet wurden.

Schon auf dem Weg dorthin sehen wir zwischen Baukränen und neuen Bettenburgen etliche Pagoden, also mehrgeschossige, turmartige Bauwerke, deren einzelne Geschosse durch Dachvorsprünge voneinander getrennt sind. Hier in Birma erstrahlen sie in so herrlichem Gold, dass man sich fragt, von wo eigentlich das Geld kommt, um diese ganzen Bauwerke zu erbauen und zu unterhalten.
Die Antwort ist, von den gläubigen Buddhisten des Landes. Durch eine uneigennützige Spende wird man im nächsten Leben nicht als Kakerlake, sondern als geachtetes Lebewesen geboren.
Von der viktorianischen Kolonialarchitektur sehen wir nur noch wenig. Noch vor wenigen Jahren haben diese Häuser und Kirchen massgeblich das Strassenbild Yangons bestimmt.

Ein kleiner Abstecher führt uns zur Kyaukhtatgyi Pagode. Dort befindet sich eine riesige, liegende Buddhafigur. Mit einer Länge von 70 m ist sie damit eine der größten des Landes. Wie in allen andern Pagoden und Tempel, müssen wir auch hier die Schuhe und Socken ausziehen, bevor wir in den eigentlichen Tempelbereich kommen.

Bei einer Rikscha-Fahrt entdecken wir die Altstadt von Yangon. Als erstes überqueren wir den Fluss und lassen gemütlich vom Fahrrad aus das quirlige Leben in den Außenbezirken an uns vorbeiziehen.
Häuserzeilen, an deren oberen Stockwerken winzige Holzbalkone wie Schwalbennester kleben, abenteuerliche Garküchen mit undefinierbaren Appetithappen, altersschwache Teehäuser und Shan-Restaurants, sowie auf Kunden wartende Kesselflicker und fliegende Händler.
Wer sucht der findet!
Hier im Herzen Yangons, zwischen brüchigem Putz und vergilbten Farben, haben sich die verträumten Burma Schilderungen aus längst vergangenen Tagen hartnäckig gehalten.

Kurz darauf kommen wir zum Highlight Yangons, der Shwedagon-Pagode. Dieser Tempel ist mit Sicherheit das imposanteste Bauwerk Myanmars und stellt das Wahrzeichen des Landes dar. Übersetzt heißt Shwedagon soviel wie "Goldener Tempel". Der Höhepunkt und weit über die Grenzen des Landes bekannte Zentrum der Pagode ist die 107 m hohe goldene Stupa, dessen Spitze mit 4500 Diamanten, Rubinen und Saphiren besetzt ist. Die oberste Krönung bildet ein 76 karätiger Diamant. Verkleidet ist die Stupa mit 13'000 Goldplatten deren Gewicht auf etwa 60 Tonnen geschätzt wird. Im Inneren des massiven Turms, der mit den Jahren immer größer wurde, ist eine goldene Schatulle eingemauert, in der acht Haare Buddhas liegen sollen.
Vielleicht wurde das Wort Gegensatz für Yangon erfunden. Hier schmutzige Fassaden und baufällige Wohnhäuser, dort Gold und Diamanten
Trotz des relativ lebhaften Besuchs strahlt die Shwedagon Pagode eine wohltuende Ruhe aus. Am Wunscherfüllenden Platz knien viele Gläubig, den Blick in Richtung der großen Stupa gewand, und beten um Erfüllung ihrer Wünsche.
Manche murmeln leise Gebete, andere verhalten sich still, scheinen völlig in sich gekehrt.

Der Inle See

Wir verlassen Yangon und fahren zur 340 km nordwärts gelegenen Hauptstadt Napytaw. Diese Retortenstadt wurde erst 2008 mit Inkrafttreten der neuen Verfassung hierhin verlegt. Hinter vorgehaltener Hand wird die Regierungshauptstadt auch als "Ghost City" bezeichnet.
Auf der neuerbauten, 14-spurigen Strasse, fahren wir fast alleine am Parlamentsgebäude, sowie an etlichen, zum Teil noch im Bau befindlichen Ministerien vorbei. Hier könnte ohne Probleme eine Russische Antonov 225, mit seiner Flügelspannweite von 88 Metern, landen.

Nach einem anstrengenden Fahrtag erreichen wir den auf 900 Meter hoch gelegenen Inle See, inmitten der Shan Berge. Den ganzen Tag steht uns ein hölzernes Langboot mit Führer zur Verfügung. Eine frische Brise weht uns entgegen, als wir frühmorgens zu unserer Tour in ein naturbelassenes, amphibisches Märchenland. starten.

Eine Besonderheit des nur 3 m tiefen Sees sind die sogenannte "schwimmenden Gärten". Wildwachsende Wasserhyazinthen bildeten im Laufe der Zeit einen natürlichen Teppich, in dessen Wurzeln sich der angeschwemmte Schlamm zu einer Erdschicht verdichtet. Auf diese natürliche Weise entsteht eine bis zu 1 m tiefe, schwimmende Humusschicht auf der vorwiegend Tomaten, Gurken, Auberginen und Bohnen angebaut werden.
Der Weg durch diese beeindruckenden schwimmenden Gärten führt uns zu einer Pfahlbau-Siedlung. Hier spielt sich das ganze Leben auf dem mit Bambus errichteten Häusern ab. Sei es das Postamt, die Klöster, die Wohnhäuser, alles spielt sich auf und am Wasser ab, denn Strassen sind weit entfernt.

In einer Seiden- und Lotusweberei lernen wir die Herstellung von edlen Stoffen und Bekleidung kennen. Die Kombination von Seide und Lotus ist in ihrer Herstellung sehr aufwendig und ein Schal kann schon mal 60 USD kosten

Die nächste Station unsere Reise ist die Phaung-Daw-U Pagode, die im inneren 5 eigenartige kugelförmige Buddhafiguren beherbergt. Einst waren das Buddha Figuren, doch im Laufe der Zeit haben die Pilger eine solche Menge an Goldplättchen angeklebt, dass nur noch klumpenförmige Umrisse zu erkennen sind. Das Blattgold wird übrigens wie wild von den eifrigen Buddhisten zum Preis von 5 US $ gekauft. Wie unser Führer "Aung" erklärt, findet hier alljährlich im September / Oktober das Paung-Daw-U Fest statt, bei der in einer Prozession 4 der 5 heiligen Buddhafiguren von Ort zu Ort transportiert werden.

Am eindrucksvollsten sind gewiss die "Intha" – die „Söhne des Sees“, wie sie elegant und routiniert auf dem Boot stehend das Ruder bewegen.
Bei dieser Technik wird das Paddel, das gleichzeitig als Ruder dient, mit einem Bein festgeklemmt um eine Hand zum Fischen frei zu haben. Mit der andern Hand bedienen sie ihre großen, kegelförmigen Reusen. Der Gleichgewichtssinn dieser einfachen Fischer ist unglaublich. (siehe Bilder)

Der Sonnenuntergang über dem See stellt die Krönung des ausklingenden Tages dar. Im Licht der untergehenden Sonne spiegeln sich die Siluetten der Fischer in der Stille des Sees und geben der Stimmung, die nur auf dem Inle See anzutreffen ist, einen ganz besonderen Reiz.
Es ist zu hoffen, dass diese idyllische Seenlandschaft, trotz des Touristenbooms mit seinen Begleiterscheinungen, noch lange erhalten bleibt.

Bagan, zwischen Tradition und Moderne

Auf dem Weg nach Bagan kommt uns ein bunter Prozessionszug festlich gekleideter Frauen und Männer entgegen. Zwischen den Reihen der Erwachsenen gehen Kinder und Jugendliche, die wie birmanische Prinzen und Prinzessinnen gekleidet sind. Sie nehmen an der sogenannten "Ahlu" Zermonie teil und werden von ihren Verwandten zu einem nahen Kloster geleitet, wo sie die nächsten Tage verbleiben werden. In Myanmar werden Kinder meist schon zwischen ihrem neunten und elften Lebensjahr in einem der zahlreichen Klöster feierlich aufgenommen. Diese ausgesprochen kostspielige Zermonie, die sich unser Führer "Aung" übrigens nicht leisten konnte, so wie er uns erklärt, symbolisiert das Ende der Kindheit. In der Nacht vor der Aufnahme müssen die Eltern der Kinder dem ganzen Kloster mit seinen Mönchen ein üppiges Festmahl ausrichten.

Am nächsten Tag werden den Novizen die Haare abgeschnitten und die prächtigen Festgewänder gegen die schlichten weinroten Mönchs, beziehungsweise den rosafarbenen Nonnengewänder, eingetauscht. Für den Nachwuchs ein symbolischer erster Schritt auf dem langen Weg zum Verzicht auf irdische Güter und für die Eltern eine Art Schlusspunkt unter ihre Arbeit als Erzieher. Nicht wenige der Familien opfern für diese buddhistische Initiationsriten die letzten Ersparnisse, da sie zudem ebenfalls ihr Heimatdorf aufwendig bewirten müssen.
Nicht nur die Kinder, auch jeder erwachsene Buddhist kann im Laufe seines Lebens immer wieder in ein Kloster eintreten, um für einige Zeit zu sich selbst zu finden.

Für zahlreiche gebrechliche oder ältere Menschen wird das Nonnen oder Mönchsdasein "auf Zeit" später zur Sozialversicherung oder Altersversorgung, wenn ihre Verwandten nicht in der Lage sind, für sie aufzukommen.

Kurz vor Bagan erreichen wir Pindaya, eine friedliche, kleine Stadt mit ländlichem Charakter, die durch ihre Höhle berühmt wurde.
Schon am Eingang erspähen wir eine übergrosse Spinne und ein edler Prinz mit einem Pfeilbogen in der Hand.

Dazu gibt es eine schöne Legende, die zur Gründung des Ortes geführt hat.

Als sich sieben Feen einstmals in der grossen Höhle von Pindaya ausruhten, tauchte plötzlich eine monströse Spinne auf. Blitzschnell verschloss sie den Eingang mit ihrem Netz. Die Feen waren gefangen und fürchteten um ihr Leben. Zufällig kam ein Prinz in die Nähe der Höhle und hörte die verzweifelten Hilferufe. Die älteste und klügste Fee bat den Prinz um Hilfe. Als Dank sollte er die jüngste und hübscheste Fee zur Frau erhalten. Als der Königssohn die Spinne, auf burmesisch pingu, mit einem Pfeilschuss getötet hatte, rief er freudvoll „pingu-ya“, die Spinne ist getötet. Davon leitet sich der Name der Stadt Pindaya ab.

Wir sind überaus begeistert von diesem sakralen Höhlen-Komplex, der inzwischen über 8'000 Buddha-Statuten beherbergt. Diese sind aus verschiedenen Materialien wie, Alabaster, Teak, Marmor, Stein, Lack und Zement hergestellt und fast jede Ecke des Höhlen Labyrinthes ist damit ausgefüllt.

Immer wieder fahren wir an Bautrupps vorbei, die mit einfachsten Mitteln die Strasse ausbessern. Dabei werden grosse Steine mit dem Hammer zu Schotter zerkleinert und auf den zu reparierenden Strassenabschnitt verteilt. Darüber wird Teer gegossen, eine weitere Schicht feiner Schotter und danach das Ganze per Walze plattgedrückt.
Diese harte Arbeit wird vorwiegend von Frauen in langen "Longis", sogenannten Wickelröcken, durchgeführt, die uns immer überaus freundlich zuwinken und dabei uns ihr breitestes Lächeln schenken.
Damit sie den langen Tag überhaupt durchstehen, kauen sie unentwegt Betelnüsse und spucken den roten Saft immer wieder aus. Dieses Betelnusskauen steigert die Leistungsfähigkeit und beugt damit auch die Ermüdung vor. Auch Ruth versucht so eine Betelnuss Mixtur. An einem Stand lässt sie sich einen zubereiten. Dieser besteht aus der eigentlichen Betelnuss, die auf ein Pfefferblatt gelegt wird, darüber kommt flüssiger Kalk, Ingwer und Muskatnuss. Das ganze schmeckt bitter und an ihrem Gesichtsausdruck kann man leicht erkennen, dass es nicht ihre Leibspeise werden wird.

Nach einer anstrengenden Fahrt erreichen wir das in rotem Steppensand liegende Bagan. In den 90er Jahren wurden die Bewohner von der Regierung gezwungen in das Neue, etwas südlicher gelegene New-Bagan umzuziehen, um die archäologische Zone dem Tourismus schmackhafter zu machen. 200'000 Menschen wurden innerhalb kürzester Zeit in die neue Stadt zwangsumgesiedelt, in der sich auch unser Hotel, das Yar Kinn Tha befindet.

Bagan ist das religiöse und spirituelle Zentrum des Landes und in der Umgebung hören wir oft das Singen von Mönchen in ihren Klöstern. Hier hat man einen fantastischen Blick auf die umliegenden Shan-Berge und die flache, vom Irrawaddy durchzogene Tiefebene
Ein unvergessliches Erlebnis das man in Bagan nicht versäumen darf, ist der Sonnenuntergang. Am späteren Nachmittag besteigen wir über eine steile Treppe eine der vielen Pagoden. Von diesem erhöhten Standpunkt bietet sich uns ein wunderschöner Überblick auf das Ruinenfeld, das bei Sonnenuntergang in ein magisches Licht getaucht wird.

In der Umgebung Bagans sind heute noch über 2200 Monumente zu finden. Ursprünglich sollen hier die unglaubliche Zahl von 12'000 Tempel, Pagoden und Andachtsstätten gestanden haben.
In ganz Myanmar gibt es noch etwa 52 000 Klöstern, wo mehr als 160 000 Mönche und etwa 250 000 Novizen leben. Mit einem Anteil von 88% ist der Theravada Buddhismus die mit Abstand am meisten verbreitete Glaubensrichtung.

Der 1000 Jahre alte Ananda-Tempel sowie die Shwezigon Pagode stellen zwei der unzähligen Heiligtümer dar und sind absolut sehenswert.
Den ganzen Tag verbringen wir mit der Besichtigung der grossartigen Tempelanlagen, sowie von diversen Handwerksbetrieben. Am eindrücklichsten sind gewiss die Lackbetriebe, die aus feinem Bambus eine Schale anfertigen, diese anschliessend mit schwarzem Lack aus dem Thitsi Baum bestreichen und danach in Kellergemäuern trocknen lassen.
In mehreren Arbeitsgängen werden nun Muster und Farben eingeritzt und immer wieder abgeschliffen. Sehr schön sind die schwarz / goldenen Lackarbeiten, wo Blattgold in die geritzten Muster eingedrückt wird. Eine aufwendige und zeitraubende Tätigkeit, die nur dank den kleinen Löhnen der Künstler so günstig verkauft werden kann.

Den heutigen Tag lassen wir gemütlich, zusammen mit Gaby, Christian und unserem Führer Aung, auf einem gemieteten Boot inmitten des über 2000 km langen Irrawaddy Fluss ausklingen. Kleine Kreuzfahrtschiffe liegen vor Anker, am Ufer waschen Frauen ihre Wäsche und wir haben zum letzten Mal einen Blick auf die alte Königsstadt Bagan.


Am nächsten Tag erreichen wir den erloschenen Vulkankegel des Mount Popa, der als Wohnstätte der Nats gilt, der Schutzheiligen Myanmars. Nur wer sie achtet kann rundum Frieden im Leben finden und mit Glück rechnen. Der Name der Felsnadel bedeutet soviel wie Blumenberg, was auf die üppige Vegetation durch die fruchtbare Vulkanerde zurückzuführen ist. Am Fuße des Mount Popa hat sich ein kleines Affenvolk angesiedelt. Hier ist auf jeden Fall Vorsicht geboten, denn diese putzigen Tierchen haben es faustdick hinter ihren Ohren wenn es darum geht, die Touristen um ein paar Habseeligkeiten zu erleichtern oder etwas eßbares zu erhaschen.
Bei einer Tasse Tee können wir gut beobachten, wie die frechen Affen Obst von einem Kleinlaster stehlen. Kurz darauf brüllt eine Lautsprecherstimme aus einem Megaphone, wo eine Touristin ihre von den Affen geklaute Kreditkarte wieder abholen kann. Über mangelnde Abwechslung können wir uns bestimmt nicht beklagen.

Die Strasse nach Mandalay

Kurz vor Mandalay, bei Amarapura, liegt der aufgestaute Taugthaman-See. Über diesen erstreckt sich die mit einer Länge von 1,2 km beeindruckende "U-Bein" Brücke, die längste Teakholzbrücke der Welt.
Nie in Myanmar hatten wir bisher so viele Touristen aus aller Welt gesehen. Dies ist wahrlich der Nabel der Welt, oder wenigstens der Nabel Myanmars.

Die Mahamuni-Pagode ist Mandalays bedeutendstes Heiligtum und der Mahamuni-Buddha ist bis heute die mit Abstand meist verehrte Figur des Landes. Täglich um 4.00 Uhr morgens wird er von Mönchen rituell gewaschen. Auf dem Kopf trägt der 3.80 Meter hohe Buddha mehr Juwelen als jedes andere gekrönte Haupt dieser Erde und sein massiger Körper ist bis zur Unförmigkeit von Blattgold bedeckt. Auch hier darf der Buddha nur von Männern mit dem Blattgold geschmückt werden! Nach Angaben der Pagodenverwaltung kleben ca. 225 kg Gold an der Figur! Trotz der vielen Souvenirstände ist die Anlage absoluts sehenswert. Hier spürt man die Heiligkeit des Ortes, die sich in den andächtigen Blicken der hier sitzenden Burmesen widerspiegelt und in einem ständigen Murmeln verschiedener Gebete widerhallt.

Über Monywa erreichen wir 2 Tage später den Grenzort Tamu. Hier ist unsere Reise durch Myanmar zu Ende und Zeit, Bilanz zu ziehen.

Fazit

Ein kleiner Wehmutstropfen war sicher die Zusammenstellung unserer Gruppe. Eigentlich hätten wir es gut gehabt, aber in letzter Sekunde haben sich noch eine französische Familie mit einem riesen Wohnmobil uns angeschlossen.
Sie waren von den zum Teil prekären Strassenverhältnissen, der asiatischen Mentalität und natürlich ihrer mangelnden Vorbereitung auf diese Reise total überfordert. Ihre dauernden Nörgeleien wirkte sich sehr negativ auf unsere Gruppe, sowie unseren Führer Aung aus.
Dazu kam die ständige Unzufriedenheit mit der Strasse, den Übernachtungsplätzen, sowie der Organisation, was bei unserem Guide zu einem psychischen Zusammenbruch führte und er dabei nur knapp an einem Herzinfarkt vorbeischlitterte.

Der ganzen Gruppe blieb keine andere Möglichkeit, als diese Familie zu meiden, wollten wir durch sie nicht unsere ganze Reise vermiesen lassen.

Alles bezüglich: Reiseagentur, ATM's, Dieselversorgung, Visa und Spezialbewilligungen findet ihr unter Tipps / Länderinfos.

Das Land Myanmar ist erst vor einigen Jahren aus der völligen Isolation erwacht und unterscheidet sich sehr gegenüber allen anderen Reiseländern in Südostasien. Es erwartete uns eine ungeheure, exotische Vielfalt, die bei uns noch lange tiefe Eindrücke hinterlassen wird. Es ist ein faszinierendes, geheimnisvolles Land mit vielen kulturellen Schätzen aus der Vergangenheit und einer liebenswürdigen Bevölkerung.
Dank unserer eigenen Mobilität konnten wir Gegenden bereisen, wo vermutlich sehr selten Fremde hinkommen und da wurden wir mit unseren Fahrzeugen teilweise enthusiastisch begrüsst.
Alles in allem war unsere Myanmar Reise ein traumhaftes Erlebnis und wir genossen das Zusammenleben mit den freundlichen, liebenswerten und gelassenen Burmesen. Die ethnische Vielfältigkeit des Landes ist noch überall erkennbar. In Yangon, in Mandalay, in Bagan und am Inle-See, der bei uns dank seiner Ursprünglichkeit zu einem Geheimtipp in Südostasien zählt.

Es war ein spannender Kontrast, in einem viel zu lange von der Aussenwelt systematisch abgeriegeltem Land. Es war eine Zeitreise in die Vergangenheit, wie sie aber nicht mehr lange Bestand halten wird. Wie überall auf der Welt geht auch hier der technische Fortschritt in Riesen Schritten voran und dabei wird die burmesische Tradition und touristische Einsamkeit gewiss in Mitleidenschaft gezogen werden, was aber dem Land auch neue Chancen bringen kann.

Sollte noch jemand die Möglichkeit haben dieses Land zu bereisen, dann nichts wie hin! Wir können es nur empfehlen.