Reisebericht 20 / Srinagar - Mumbai / 16. September 2015 - 9. Oktober 2015
Kilometerstand: 48'200km (Total 176'800 km)
Reiseroute: Srinagar, Jammu, Amritsar, Ambala, Delhi, Agra, Jaipur, Ajmer, Jodhpur, Jaisalmer, Mount Abu, Surat, Mumbai
Srinagar, zwischen mogulischen Gärten und edlen Hausbooten
Nach fast 2 Monaten in den Bergen des Himalaya hat uns die lärmige, smogverseuchte Hauptstadt von Kashmir fest in ihre Arme geschlossen. Eigentlich wollten wir für ein paar Tage ein Hausboot mieten, aber haben uns dann doch anders entschieden, denn der Platz vor dem Swiss Hotel ist auch nicht schlecht.
Die Hausboote in Srinagar haben eine lange Tradition. Der Maharadscha von Kashmir wollte einst den hitzemüden, britischen Offizieren den Zugang zu seinem Königreich erschweren und verbot seinen Untertanen, Land an Ausländer zu verkaufen oder zu vermieten. So fingen die Kaschmiri an, Hausboote zu bauen und darin Touristen zu beherbergen.
Die meisten der Hausboote liegen im idyllischen Dal-See, der auch als Hydrokultur-Anbaugebiet genutzt wird, gut gedüngt von den hausbootbewohnenden Bewohnern.
Wir mieten uns ein kleines Ruderboot und machen eine schwimmende Stadtbesichtigung entlang der zahlreichen Wasserwege. Wir kommen uns vor wie Maharadschas, wie wir uns auf den bequemen Kissen einbetten und uns entlang von schwimmenden Gemüseverkäufern, schwimmenden Teestuben und natürlich etlichen Souvenirgeschäften entlang rudern lassen.
Eigentlich wollen wir noch die Altstadt von Srinagar besichtigen, aber im Moment ist das keine gute Idee. Kürzlich hat das Oberste, Indische Gericht den Verzehr von Rindfleisch im ganzen Land verboten. Für Hindus, denen die Kuh heilig ist und die sowieso kein Rindfleisch essen, ist das kein Problem. Moslems aber, und Kashmir besteht zu über 90 % aus Moslems, ist das natürlich ein weiterer Seitenhieb der Zentralregierung aus Delhi.
So lassen die Reaktionen nicht lange auf sich warten und das Resultat sind Streiks und Demonstrationen.
Am nächsten Tag hat sich die Situation weitgehend beruhigt und wir fahren Richtung Amritsar.
Im Herzen des Punjabs
Schon mehrmals auf unserer Reise hatten wir angeregte Gespräche mit Sikhs. Teilweise sieht man sie auch in der Schweiz als Touristen, die mit den grossen, farbigen Turbanen. Darunter verbergen sich lange Haare, denn tiefgläubige Sikhs schneiden niemals ihre Haar und lassen auch die Barthaare ein Leben lang wachsen. Zudem sind sie Vegetarier und trinken keinen Alkohol.
Was Ihnen gemeinsam ist, die Liebe zu Amritsar und zum goldenen Tempel, dem höchsten Heiligtum der Sikhs. Also stoppen wir ein Tuk-Tuk, dessen Fahrer einen riesigen Turban trägt und damit sein langer Schnauz im Wind nicht seine Sicht verdeckt, gibt es sogenannte Schnauzhalter.
Mit diesem fahren wir durch das typisch indische Grossstadt Chaos bis wir am Tempel ankommen.
Dieser löst wohl auf alle Besucher, egal welcher religiösen Herkunft, eine entspannende, spirituelle Atmosphäre aus.
Im Gegensatz zu Mekka, wo nur Muslime willkommen sind, werden von den Sikhs im Goldenen Tempel keine künstlichen Barrieren erschaffen.
In welcher Religion kommt man derart hautnah mit den wichtigsten Heiligtümern in Kontakt?
Wir schlendern entlang des Nektarteichs, wo grosse Goldfische und Karpfen beheimatet sind und geben uns ganz der Magie dieses einzigartigen Ortes hin. Überall beten gläubige Sikhs zu ihren Gurus. Knien vor Heiligtümern, oder geniessen wie wir dieses Refugium der Stille, wo kein Handy klingelt und das ständig nervige Hupen des Stadtverkehrs die andächtige, friedvolle Stille nicht zu stören vermag.
Im innern des eigentlichen Goldenen Tempels, dessen Dach mit 400 kg Blattgold verziert ist, sitzen um das 1430 Seiten fassende Buch „Guru Granth Sahib“ heilige Männer und zitieren verschiedene Mantras.
Beeindruckend ist sicherlich die Küche, wo Freiwillige ihren Beitrag zur Gemeinschaft leisten. Hier wird täglich eine kostenlose Verpflegung für tausende von Pilgern zubereitet. Auch wir stellen uns in die Schlange der hungernden Menschen und begeben uns mit unseren Blechtellern in den Speiseraum. Wir setzen uns auf die Teppiche, wo bereits hunderte am essen sind.
Kurz darauf streifen Angestellte mit grossen Blecheimern durch die Reihen und schöpfen eine dicke Linsensuppe, frisches Tschapati-Brot und eine Art von Reispudding in unsere Teller. Es ist ein einfaches, nahrhaftes Essen und Nachschlag gibt es so oft man möchte.
Am Ende werfen wir eine Spende in den dafür vorgesehenen Behälter und bringen unser Essgeschirr zum Abwasch.
In der riesigen Küche sind bestimm 100 Männer wie Frauen daran, in jeweils sechs einzelnen Waschgängen das Geschirr zu säubern.
Der Goldene Tempel ist eine Wohltat im sonst außerordentlich lauten und dreckigen Amritsar.
Am nächsten Tag schauen wir uns noch das Spektakel der Grenzschliessungszermonie an. Dieses militärische Spektakel, das allabendlich um 17:30 zu besichtigen ist, dient der Demonstration militärischer Präsenz und Kampfbereitschaft.
Zu dieser Zeit holen die beiden verfeindeten Länder Indien und Pakistan ihre Flaggen am "Wagah Border" ein. Auf den Tribünen können wir miterleben, wie tausende von Menschen auf beiden Seiten der Grenze von Animateuren angefeuert werden und wie in Ekstase schreien und johlen.
Nirgendwo sind sich Pakistani und Inder zumindest räumlich so nahe.
Nach dem Vorprogramm mit Gesängen und rennenden Frauen mit ihren Fahnen in den Händen, marschieren uniformierte und buntbehelmte Soldaten beider Länder stolz auf und ab. Dazu werden die Beine wie zu einem horizontalem Spagat weit über den Kopf geworfen. Nationalismus pur!
Jede Bewegung ist perfekt synchronisiert, und die indischen Fans sind außer Rand und Band.
Eine der grössten Städte der Welt
Konzentriert fahren wir durch den chaotischen Verkehr der 22 Millionen Metropole.
Autobusse, Fahrradrikschas und PKW´s kämpfen sich hupend vorwärts und dazwischen werden hölzerne grosse Handwagen mit Früchten und Gemüse von Hand geschoben. Auf der einen Strasse findet ein Markt statt und die Ware ist auf dem Gehweg und teilweise auf der Autostrasse ausgebreitet. Schuhe, Stoffe, CD´s- alles was das Herz begehrt.
Eigentlich wollten wir auf dem Parkplatz beim Neru Park übernachten, aber unser Freund Anjum meint: "Kommt nicht in Frage! Ich habe hier ein Haus und ihr seit selbstverständlich meine Gäste."
So kommt es, dass wir unser Fahrzeug auf dem Parkplatz der Schweizer Botschaft abstellen und mit Anjum zu seinem Haus fahren. Im Kreise seiner Familie wird ein typisch, indisches Gericht aufgetragen und wir werden von allen Familienangehörigen tüchtig in Beschlag genommen. Vielen Dank Anjum für deine Gastfreundschaft.
Am nächsten Tag haben wir eine andere Einladung im Süden von Delhi. Dieses Mal ist es Tuchar, der in "Faridabad" eine Werkstatt besitzt, wo er Ersatzteile für alte, nicht mehr hergestellte, englische Motorräder herstellt. Alle Teile werden nach Italien und England exportiert. Gerne nehme ich die Gelegenheit war, auf einer alten, einzylindrigen "Royal Enfield", Jahrgang 1958, ein Runde zu drehen.
Sein Vater besitzt etwas ausserhalb eine Seifenfabrik, wo wir zum Nachtessen eingeladen sind und die Nacht verbringen. Auf dem Weg dorthin diskutiere ich mit seinem Vater, der neben mir im Auto sitzt, über die Nachfolgeregelung der Fabrik. "Weisst du Walter, Tuchar hat nur seine Motorräder im Sinn. Für Frauen hat er kein Auge. So liegt es an mir, für ihn eine geeignete Frau zu suchen. Ich bin bereits auf der Suche und mir schwebt eine vor mit einer guten Ausbildung im Kosmetikbereich. Sie sollte dereinst die Führung der Firma übernehmen, während Tuchar sich weiter um die Ersatzteile von Motorrädern kümmern kann."
Ich frage ihn, ob den Tuchar damit einverstanden sei, wenn er für ihn die Frau auswählt? Er meint: "Natürlich! Mein Sohn sagte erst kürzlich, weisst du Papa, ich nehme jede Frau die du mir vorschlägst."
Andere Länder, andere Sitten!
Der Taj Mahal, eines der 7 Weltwunder
Über eine gut ausgebaute Schnellstrasse fahren wir Richtung Agra. Kurz zuvor wollen wir uns noch das Grabmal von Akbar ansehen. Er regierte als dritter und einer der bedeutendsten Herrscher über die Mogul-Dynastie.
"Jalaludin", wie er eigentlich richtig heisst, baute das flächenmässig grösste Grabmal Indiens. Durch einen imponierenden Torbau mit vier wuchtigen Minarettaufsätzen betreten wir die Anlage.
Anschliessend kommt man in den reich geschmückten Hauptraum, dessen Boden mit Sternmosaik und die Wände mit Inschriftbändern ausgestattet sind.
Die ganze Anlage ist in einem grossen Park untergebracht, wo zwischen den Bäumen Rehe und Gazellen grasen.
Heute steht ein weiteres Highlight auf dem Programm, die Besichtigung des Taj Mahal. Nach dem Erwerb der Eintrittskarten passieren wir die umfangreichen Sicherheitsschleusen. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden nach den Bombendrohungen 2006 drastisch verschärft. Er wird nun rund um die Uhr von Soldaten bewacht.
Das 1983 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommene Gebäude gilt wegen seiner perfekten Harmonie als eines der schönsten Beispiele des islamischen Mogulstils.
Der Bau des Taj Mahal wurde 1631 durch Shah Jahan in Auftrag gegeben und dauerte 22 Jahre. Der Tod seiner geliebten Gattin "Mumtaz Mahal bewog den Mogul Herrscher, ihrem Andenken ein Mausoleum von beispielloser Schönheit zu weihen. Verschiedene Architekten und über 20'000 Arbeiter aus allen Teilen Zentralasiens waren daran beteiligt. 1000 Elefanten wurden zum Transport benötigt und ebenfalls tausende von Edelsteinen in den weissen Marmor eingefügt.
Nun stehen wir vor diesem eindrücklichen Bauwerk indischer Baukunst und sind erstmals wie erschlagen. Es ist schwierig, die Schönheit dieses Gebäudes in Worte zu fassen. Fantastisch, unvergleichlich, sagenhaft, märchenhaft, all diese Adjektive sind sicherlich zutreffend, aber sie können nur einen Teil der Schönheit wiedergeben. Man muss ihn einfach einmal im Leben gesehen haben!
Entlang des Wasserbeckens gehen wir langsam, inmitten von zahlreichen westlichen- und indischen Touristen zum "Taj", wie ihn die Inder liebevoll nennen. Der fleckenlose,weisse Marmor spiegelt sich in den kunstvoll angelegten Wasserbecken.
Die Symmetrie der Anlage wird vervollständigt durch das gegenüberliegende Eingangstor und die benachbarten Moscheen. Die perlenartige Kuppel ist 58 Meter hoch und wird durch vier Minarette eingerahmt, die leicht geneigt sind, damit sie im Falle eines Erdbebens vom Hauptgebäude weg stürzen.
Wir setzen uns im Schatten auf den kühlen Marmor und beobachten die indischen Familien, wie sie ebenfalls staunend in ihren besten Saris hunderte von Fotos schiessen. Kaum haben sie uns entdeckt, möchten sie wissen woher wir kommen und wollen sich mit uns ablichten lassen.
Viele Stunden verbringen wir in dieser weitläufigen Anlage und saugen die Eindrücke auf, damit sie für immer in unserer Erinnerung eingeprägt sind.
Jaipur, die faszinierende Hauptstadt von Rajasthan
Hier zeugen märchenhafte Burgen und Paläste vom ehemals luxuriösen Lebensstil der Maharadschas. Das hier lebende Hindu-Volk zeichnet sich aus durch ihre leuchtenden Farben und lebensfrohe Kultur.
Es ist immer noch drückend heiss und an ein übernachten im Wohni ist nicht zu denken. So nehmen wir uns wieder ein kühles Hotelzimmer, denn das Thermometer im Suri zeigt unterdessen 45°C. Der arme Kühlschrank arbeitet wie besessen.
Das Hotel befindet sich gleich neben dem "Jal Mahal", dem Wasser Palast. Dieser wurde mitten in den "Man Sagar" See gebaut. (siehe Photos)
Am nächsten Tag wollen wir als erstes das Wahrzeichen von Jaipur besichtigen. Es ist dies der "Hawa Mahal", der Palast der Winde. Hawa heisst Wind und Mahal Palast.
Dieser wurde durch Maharadscha "Pratap Singh" im Jahre 1799 erbaut. Das fünfstöckige Gebäude mit der wabenartigen Fassade besteht aus rosa Sandstein und überaus reichhaltigen Verzierungen. Es diente allein dazu, den Haremsdamen den Ausblick auf die üppigen Festumzüge und das Treiben auf der Strasse zu ermöglichen, dabei selbst aber nicht gesehen zu werden. Die Fassade zur Strasse enthält 953 kleine, kunstvoll gestaltete Nischen und Fenster und so konnten die Frauen des Hofes unbeobachtet das Treiben auf der Strasse verfolgen.
Gleich dahinter befindet sich das "Jantar Mantar", ein Observatorium mit etlichen astronomischen Instrumenten. Maharadscha Jai Singh hat dieses zwischen 1727 und 1734 erbaut. Es diente vor allem der Beobachtung von Planetenbahnen und der Bestimmung von astronomischer Höhen und Deklinationen.
Ein weiterer Höhepunkt von Jaipur ist der Palast von Amber.
Nach einem anstrengenden und schweisstreibenden Aufstieg, der auch auf dem Rücken eines Elefanten zu bewältigen wäre, befinden wir uns im riesigen Innenhof, wo einst pompöse Siegesparaden abgehalten wurden. Grosse Gärten im Mogul Stil und reichhaltige Glasmosaiken befinden sich ebenfalls im innern des Palastes.
Zum Schluss des heutigen Tages schauen wir uns noch das "Jaigarh" Fort an, von wo wir eine unvergleichliche Aussicht auf die vielen Wehrtürme und Stadtmauern haben.
Ein anstrengender aber ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende entgegen.
Jodhpur, die blaue Stadt
Im Internet haben wir uns ein Hotel ausgesucht, wo wir übernachten wollen. Was wir allerdings zu wenig beachtet haben ist seine Lage. Das GPS führt uns mitten in die Altstadt. Vorbei an Marktständen wird die Strasse immer enger. Unzählige Menschen, heilige Kühe und Tuktuks drängeln laut hupend an uns vorbei. Konzentriert schaue ich nach vorn um ja nicht eine Garküche auf die Motorhaube zu laden. Jetzt ist die Gasse endgültig zu eng und wir müssen im Rückwärtsgang aus diesem Schlamassel raus fahren.
Irgendwie schaffen wir es, wie immer in Indien und suchen uns ein Hotel etwas ausserhalb der City, wo wir uns erstmals erholen müssen.
Den schönsten Palast den wir je gesehen haben ist gewiss das "Merangarh Fort". Majestätisch thront es 130 Meter über der lauten und geschäftigen Stadt.
Dank einem Audioguide in Deutscher Sprache erfahren wir viel Interessantes über dieses Fort. Gleich beim Eingang sind im roten Lehm die Hand Abdrücke von Frauen zu sehen, die sich nach dem Tod ihrer Ehemänner auf deren Scheiterhaufen mit verbrennen ließen. 1953 ließ sich die letzte Angehörige aus der königlichen Familie Jodhpurs lebend verbrennen, doch heute ist dies in Indien per Gesetz verboten. Weiter geht es aus Verteidigungsgründen steil bergauf, damit die unzähligen Eroberer mit ihren Elefanten nur schwer vorwärts kamen.
Der Palast selber ist in einem hervorragenden Zustand. Seine roter Sandstein und der glänzende Marmor verleiht ihm Erhabenheit und eine schlichte Eleganz. Im Museum bewundern wir alte Kinderwagen, goldene Sänfte und Bilder einer ruhmreichen Vergangenheit.
Die blaue Farbe der Stadt kennzeichnete einst die Farbe der Kaste der Brahmanen, doch in der Zwischenzeit haben auch andere Kasten diesen Brauch übernommen, denn als positiver Nebeneffekt wirkt sie abstossend gegen Moskitos und kühlend im heissen Wüstenklima.
Jaisalmer, die goldenen Stadt am Rande der Thar Wüste
Unsere heutige Reiseetappe bringt uns durch die Thar Wüsten nach Jaisalmer. Sanddünen, Buschlandschaft und kleine staubige Dörfer begleiten unseren Weg.
Jaisalmer wird wegen ihrer Gebäude aus gelbem Sandstein auch die goldene Stadt genannt. Sie liegt am Rande der Thar-Wüste und vor über 800 Jahren wurde die Zitadelle mit der heutigen Altstadt auf dem Trikuta-Hügel errichtet. Eine der Haupteinnahmequellen war der Karawanenhandel auf der Gewürzstrasse, der jedoch mit Eröffnung des Hafens von Bombay an Bedeutung verlor. Durch Hungersnöte und später die Grenzziehung von Pakistan wurde die Stadt Mitte des 20. Jahrhunderts fast entvölkert. Heute entsteht nun langsam wieder eine Stadt am Fusse des Trikuta-Berges, nicht zuletzt dank der Touristen und des Militärs.
In den engen Gassen der Altstadt wimmelt es von Souvenierhändlern, Gästehäusern und einfachen Restaurants. Alle versuchen einem etwas zu verkaufen was etwa so tönt: "Welcome, come in, what's your name, I have more inside, bonjour, sprechen sie deutsch, kommen sie schauen!"
Die weitere Strecke am nächsten Tag führt uns parallel zu der ca. 100 km entfernten Grenze von Pakistan südwärts. Ein riesiges Aufgebot der indischen Armee bewacht dieses Gebiet pedantisch. Überall sind Militär Konvois zu sehen und über unseren Köpfen fliegen die Kampfflugzeuge Patrouille, um den westlichen Nachbarn einzuschüchtern.
Die letzte Zeit mussten wir immer in Hotels nächtigen, da die Temperaturen einfach zu heiss waren, um im Wohni die Nacht zu verbringen. Da kommt uns der Abstecher zum "Mount Abu" gerade recht. Auch die Inder verbringen hier ein paar kühle Tage um der Sommerhitze zu entgehen. Auf 1200 Meter ist es nicht unbedingt kühler aber die Nächte werden doch etwas angenehmer. Endlich wieder selber kochen und das eigene Bett benützen ist doch herrlich.
Am nächsten Tag geht es weiter zur Millionen Metropole Mumbai. Wir sind froh, haben wir zuvor Rahul kennengelernt. Er hat uns sogleich zu sich nach Hause eingeladen und den Suri können wir sicher auf seinem Gelände einstellen.
Er betreibt eine sogenannte "Heiratsfabrik". Heiratswillige können sein Grundstück für die Zermonie mieten, welcher nicht selten mehr als 1000 Personen angehören. 10'000 Dollar und mehr kostet ein solches Fest und nicht selten muss das Paar die Kosten ein Leben lang abbezahlen.
Rahul klärt uns über die Bräuche der indischen Heirat auf.
"Im Hinduismus ist die arranchierte Ehe üblich. Vor der Hochzeit suchen die Eltern für ihre Kinder den geeigneten Ehepartner aus, der der gleichen Bevölkerungsschicht und Kaste angehören muss. Nur in seltenen Fällen widersetzen sich die jungen Leute dieser Tradition.
Den letzten Ausschlag aber, ob 2 Menschen die Ehe schliessen oder nicht, gibt ein Horoskop, das für die beiden erstellt wird. Fällt es günstig aus, sind auch die letzten Zweifel beseitigt.
Die traditionelle Trauung wird sehr festlich gestaltet. Jedes Ritual hat seine eigene Bedeutung und darf nicht abgewandelt werden. In meinem Innenhof, den ihr da unten sieht, wird ein prächtig ausgestatteter Pavillon aufgebaut, der durch einen Vorhang in zwei Bereiche geteilt ist. Braut und Bräutigam betreten diesen Garten von unterschiedlichen Seiten und nehmen auf ihren Seiten platz.
Ein Pandit, Priester, rezitiert heilige Ferse, während er den trennenden Vorhang zur Seite schiebt."
Dies und noch viel mehr erklärt uns Rahul während eines gemütlichen Abends im Kreise seiner Familie. Doch nun müssen wir langsam ans Schlafen denken, denn morgen geht es früh raus. Wir fliegen für eine Woche nach Bangkok und das nicht freiwillig.
Warum wir plötzlich Indien verlassen müssen, dann im nächsten Bericht.
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