17 Uganda
Reisebericht 38 /Cyanika (Grenze Ruanda/Uganda) - Busia (Grenze Kenia) / 19. 11.2018 - 12. 12. 2018
Kilometerstand von der Schweiz über China, Indien und Afrika: 115'700 km (Total 244'300 km incl. Panamericana)
Reiseroute: Cyanika, Kisoro, Mgahinga Gorilla National Park, Lake Bunyonyi, Kabale, Bwindi N.P. ,Queen Elisabeth N.P., Katunguru, Kasenyi, Kasese, Fort Portal, Kibale Forest N.P., Mbaraka, Lake Mburo N.P., Masaka, Lake Nabugalo, Kampala, Jinja, Iganga, Mbale, Sipi Falls, Tororo, Busia
Auf zu den Virunga Vulkane
Dank des ostafrikanischen Visums im Pass, geht der Grenzübertritt recht flott von statten. Das Carnet wird gestempelt, die Road - Tax von umgerechnet 20 $ bezahlt und schon fahren wir vorbei durch eine üppig grüne Landschaft. Auf den ersten Blick scheint sich nicht viel vom vorhergehenden Land zu unterscheiden. Doch auf den zweiten sieht man zaghafte Unterschiede. Es ist nicht mehr so sauber wie in Ruanda, Schmutz und Abfall liegen im Strassengraben und den Leuten scheint es anhand der einfachen, schmutzigen Kleidung schlechter zu gehen.
Uganda hat eine lange und wechselvolle Geschichte mit Höhen und Tiefen hinter sich. Das Land war bereits in der Vorzeit besiedelt, und es fand aufgrund der geografisch isolierten Lage nur verzögert Anschluss an die Welt. Auf Kolonialisten und Missionare folgte 1962 die Unabhängigkeit. Doch führte sie nicht in eine freie Demokratie, sondern in die wirren Diktaturen von Amin und Obote. Viele Jahre beherrsche Krieg, Terror und Misswirtschaft das Land. Die Bevölkerung verarmte und und die Infrastruktur zerfiel nach und nach. Hundert Tausende von Toten sind die erschütternde Bilanz dieses 35 Jahre dauernden Bürgerkrieges. Erst die Befreiung durch den noch heute regierenden Präsidenten Museveni brachte Stabilität und Anschluss an die Weltengemeinschaft.
Noch heute ist Uganda zwar eines der ärmsten Länder der Welt. Doch es befindet sich im Vergleich zu den meisten anderen afrikanischen Staaten auf einem stabilen Weg nach oben. Über 30 Jahre ist Präsident Museveni nun an der Macht. Auch er ist nicht unumstritten. Er unterdrückt die Pressefreiheit und eine Opposition unter seiner Herrschaft ist fast unmöglich. Wir sind gespannt, ob wir als Reisende von dieser Geschichte etwas mitbekommen.
Als erstes steuern wir Kisoro an. Auf dem Mgahinga Gorilla National Park Office wollen wir uns erkundigen, wie es ausschaut, eine Bewilligung für ein Gorilla Trekking zu erhalten. Normalerweise sind diese "Permits" auf Monate voraus ausgebucht. So staunen wir nicht schlecht, als uns die nette Dame im Office fragt. "Wollt ihr eine Bewilligung für morgen oder übermorgen?"
Warum nicht schon für morgen und kurze Zeit später halten wir das begehrte "Gorillla Trekking Permit" in den Händen. Natürlich, dieser Spass ist nicht billig, doch die zu bezahlende Summe von 600 US$ pro Person ist vertretbar im Gegensatz zu den 1500 US$ in Ruanda.
Noch günstiger wäre ein Gorilla Trecking im Kongo, doch seit der Entführung eines britischen Touristenpaares nahe des Parks ist dieser geschlossen. Bei einem Rebellenangriff am 9. April 2018 wurden 5 Wildhüter und ein Fahrer getötet. Das Touristenpaar ist in der Zwischenzeit wieder frei. Doch dies war nicht der erste Angriff auf Touristen und Nationalpark Mitarbeiter. In den letzten 20 Jahren wurden bereits 175 Mitarbeiter des Virunga-Nationalparks umgebracht. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass wir auf ein "günstiges" Gorilla Trekking im Kongo dankend verzichten.
Ein Erlebnis für die Ewigkeit
Treffpunkt ist morgen früh um 8 Uhr beim Muhavura Base Camp. Der Mgahinga NP besitzt mehrere Camps und dass wir uns am Morgen nicht verfahren, wird uns Benjamin auf seinem "Boda-Boda", seinem ugandischen Motorrad, eskortieren. Pünktlich um 6:45 Uhr steht er bereit und wir fahren zusammen auf verschlungenen Pfaden zum Parkeingang.
Mit uns haben sich noch 3 ältere Deutsche, eine Polin und zwei Amerikaner zum Trekking angeschlossen. Somit sind wir 8 Personen, das Maximum für einen Tagestreck im Mgahinga Park.
Beim Briefing erklärt uns Josef, der verantwortliche Ranger, den Ablauf der Tour:
"Herzlich willkommen im Mgahinga Gorilla National Park. Ihr befindet euch im äussersten Südwesten Ugandas im Grenzgebiet zu Ruanda und zur Demokratischen Republik Kongo. Dieser Park schützt den ugandischen Teil der Virunga Vulkane und bietet zwischen 15 bis 50 Berggorillas einen sicheren Lebensraum. Im ganzen Virunga Massiv leben etwa 600 Berggorillas und etwa 400 leben im benachbarten und isolierten Bwindi Nationalpark. In Kürze werden wir zusammen mit einem bewaffneten Armee-Angehörigen die Hänge des 4127 Meter hohen Muhavura Vulkans erklimmen."
Wir schlucken einmal kräftig als er uns erläutert, dies kann zwischen einer und 10 Stunden dauern, je nachdem wo sich die Familie gerade aufhält. Bedingt durch den häufigen Wechsel der "Nyakagezi" Gruppe nach Ruanda oder in den Kongo weiss man nie, wo sie gerade sind.
Er erklärt uns weiter: "Einmal, vor ein paar Jahren waren sie 2 Jahre nicht im Park anzutreffen, doch seit heute morgen um 6 Uhr sind Scouts unterwegs um die Gruppe aufzuspüren. Ausgangspunkt ist dabei der gestrige Schlafplatz. Während des Trecks werde ich Kontakt mit den Fährtensuchern aufnehmen und dann wissen wir mehr."
Zusammen mit drei Trägern, drei von der Gruppe wollen den Rucksack nicht selber tragen, starten wir die Wanderung. Natürlich gebe es im Park noch andere Gorilla Familien, aber nur die zuvor erwähnte "Nyakagezi" ist habituiert, das heisst an Menschen gewöhnt. Sie besteht aus 11 Mitgliedern, darunter 4 Silberrücken, was sehr aussergewöhnlich ist. Das dominante Männchen heisst Mark und hat Jahrgang 1977. Das Rückensilber bildet sich durchschnittlich mit 27 Jahren, ein Zeichen des stressigen Lebens das diese Tiere führen. Jede Ähnlichkeit mit dem Schreiberling dieses Berichtes muss ich vehement dementieren und diese Behauptung ins Reich der Spekulationen verweisen.
Seit einer Stunde laufen wir durch das dichte Unterholz des Regenwaldes, wo es üblicherweise an 300 Tagen im Jahr regnet. Der Nebel schleicht langsam durch das Gestrüpp und gibt dem Dschungel eine mystische Atmosphäre.
Plötzlich hebt unser Führer Josef die Hand und sagt: "Es ist nicht mehr weit bis zur Gorilla Gruppe. Macht eure Kameras bereit, in kürze werdet ihr sie zu Gesicht bekommen."
Er erklärt uns nochmals, dass 98% der Gorilla Gene mit den unseren übereinstimmen und so Infektionen von beiden Seiten leicht übertragen werden können. "Nicht vergessen", meint er, "haltet immer einen Mindestabstand von 7 Metern, nichts essen oder trinken, keine lauten Geräusche und nicht wegrennen, sollte ein Silberrücken einen Scheinangriff starten".
Ein letztes Mal krabbeln wir durchs Unterholz und da sehen wir das erste Gorilla Weibchen auf einem Baum sitzen und während es genüsslich die saftigen Blätter frisst, schaut uns das kleine, flauschige Baby auf ihrem Rücken ohne Scheu entgegen. Ich wusste nicht, was uns erwarten würde, auf jeden Fall sind wir einfach fasziniert von diesem Anblick. Langsam klettert die Mutter den Baum hinunter und verschwindet im dichten Unterholz.
Wenige Meter weiter sitzt ein gewaltiger, schwarzer Koloss majestätisch auf einer kleinen Lichtung. Es ist Mark, der Chef der Sippe, ein gewaltiger Silberrücken. Unbeeindruckt von uns Menschen sitzt er da, während eine entspannte Gelassenheit von ihm ausgeht. Nur kurz blickt er auf, als er das klick, klick unserer Kameras wahrnimmt. Wir hören ein lang andauerndes Brummen und anschliessend lässt er seinen mächtigen Kopf auf die Brust sinken. Seine kraftvollen Hände, mindestens doppelt so gross wie die Unseren, ruhen zusammengefaltet auf seinem Bauch. Die Gestik, die Körpersprache, alles sind vertraute Bewegungen. Die Art und Weise seiner Mimik, ein Spiegelbild der menschlichen Art. Einfach Beeindruckend.
Die Gorillas scheinen unsere Anwesenheit vollkommen akzeptiert zu haben. Ohne Scheu marschieren sie durch unsere Gruppe um an einen anderen Fressbaum zu gelangen.
Plötzlich springen zwei Babys aus dem Busch, umkreisen den sitzenden Papa mit quietschenden Lauten, raufen zusammen was das Zeug hält, kugeln fest ineinander verhängt wie ein schwarzes Wollknäuel den Hang hinunter nur um kurz danach zum immer noch still sitzenden Familien Oberhaupt zurück zu kehren.
Nicht weit entfernt lernen wir noch die zwei andern Silberrücken kennen. In bedrohlicher Haltung gehen sie aufeinander zu. Der Grössere der Beiden macht einen riesigen Satz, wo seine gewaltige Körpergrösse von beinahe 2 Metern erst recht zu Geltung kommt, bricht einen Zweig ab und springt direkt auf mich zu. Nur wenige cm von mir entfernt bleibt er abrupt stehen. Ich rieche seinen Atem, er wahrscheinlich meine Angst und das Herz rutscht mir in die Hose. Meinte er in mir wegen meiner grauen Haare einen Artgenossen zu erblicken? Ich hätte ihn wohl fragen sollen, aber in dem Moment hatte ich ganz andere Sorgen.
So schnell wie er gekommen ist geht er auch wieder zurück zu seinem Bruder und zusammen verschwinden sie im Wald.
Ein Erlebnis für die Ewigkeit.
Belustigt schauen wir noch ein wenig dem fröhlichen Treiben der Jungtiere zu und viel zu schnell ist diese Stunde, wo man bei den Gorillas verbleiben darf, auch schon wieder vorbei.
Es war ein grandioses Schauspiel, gewiss ein Highlight unserer Afrika Reise. Wir hoffen nur, dass die Gelder auch wirklich den Gorillas zu Gute kommt in Form von Schutz vor Wilderei und Erhaltung ihrer Lebensräume. Den Betrag für die Bezahlung der Träger kommt ausschliesslich den Batwa Pygmäen, den ugandischen Ureinwohnern zu gute, die vor einigen Jahren aus dem Park ausgesiedelt wurden.
Frohgelaunt, mit tausenden von Glückshormonen im Rucksack treten wir den Rückweg an.
Zurück beim Park-Office drückt Josef noch jedem von uns einen Umschlag in die Hand mit einer hübsch gestaltenden Urkunde die bestätigt, dass wir das Gorilla Trecking heil und erfolgreich bestanden haben.
Noch am selben Tag fahren wir weiter zum herrlichen Lake Bunyonyi und lassen bei einem Gläschen Wein diesen aussergewöhnlichen Tag nochmals Revue passieren.
Der Platz hier bei Winfried auf seinem Amasiko Homestay Camp ist schlichtweg traumhaft. Von unserem Stellplatz haben wir eine tolle Sicht auf den verwinkelten See mit seinen zahlreichen Inseln. Wir mieten uns ein selbst gezimmertes Kanu, einen traditionellen Einbaum, und paddeln am mit Schilf übersäten Ufer entlang.
Am nächsten Tag statten wir der Primarschule einen Besuch ab. Auf gestampftem Lehmboden stehen ein paar wacklige Tische und Stühle. Durch die Gitterstäbe flutet gedämpftes Licht in Innere. Stolz ist, wer hier die Schule besuchen kann. Es ist kein Müssen, es ist ein Dürfen. Weit und breit kein "Mama-Taxi", ein mehrere Stunden dauernder Schulweg ist da keine Seltenheit. Wir übergeben der Schule bunte Stifte und ein kleiner Batzen für den Schulbetrieb. Daraufhin formiert die Lehrerin seine Schüler und den westlichen Besuchern wird ein Liedchen dargeboten. Leuchtend Kinderaugen fixieren uns, während ihre Kehlen lautstark, voller Inbrunst Lieder vom täglichen Leben und ihren Hoffnungen erzählen.
Wir fahren weiter auf der sehr engen Piste entlang des malerischen Sees. Romantische Buchten wechseln sich ab mit pittoresken, äusserst einfachen Dörfern. An den steilen Hügeln kleben die terrassierten Gemüsefelder.
Erst in Kabale erreichen wir erneut die löchrige Teerstrasse. Hier heisst es für uns einkaufen und die Reserven aufstocken, wollen wir doch die nächsten paar Tage ausserhalb der Zivilisation verbringen.
Wir fahren Richtung Bwindi Nationalpark. Dieser schützt den Lebensraum von ca. 400 Berggorillas. Die meisten der ausländischen Besucher gehen hier auf Gorilla Trecking, da es im Gegensatz zum Mgahinga Gorilla National Park, da wo wir waren, mehr als 10 habituierte Gorilla Familien vorhanden sind. Eine abwechslungsreiche Transitstrecke führt uns hinauf auf 2500 Meter. Die Piste ist teilweise eine echte Herausforderung. Steil und rutschig geht es den Berg hinauf. Grüne Meerkatzen turnen im Geäst der Urwaldriesen umher, Vollbartmeerkatzen schauen uns interessiert entgegen und Paviane in grosser Formation schlendern über die Strasse.
Wir übernachten mitten im Park auf einem netten Camping und schauen über die Abbruchkante des Grabenbruchs auf das im abendlichen Dunst verhüllte Kongobecken.
Kaum verlassen wir am nächsten Tag den Park, ist die Besiedelung erneut sehr ausgeprägt. Teeplantagen, Bananenstauden und eine riesige Kinderschar repräsentieren den enormen Bevölkerungsdruck. Einen Teil der Tourismus Einnahmen kommt direkt den angrenzenden Gemeinden zugute.
Unser nächstes Ziel ist der Queen Elisabeth National Park. Dieser liegt im Süd-Westen Ugandas. Die Landschaft ist erneut sehr grün und fruchtbar. Sanfte Hügel wechseln sich ab mit Flussläufen und weiten Ebenen. Dies ist eine öffentliche Strasse und somit kostenlos. In der Ferne erblicken wir grosse Herden an Büffeln, einzelne Elefanten und Antilopen, doch die hier heimischen "Baumlöwen" bekommen wir nicht zu Gesicht.
In Katunguru entschliessen wir, einen Bootsausflug auf dem Kazinga-Kanal, einer natürlichen Wasserstrasse zwischen dem Lake Edward im Westen und dem Lake Georg im Osten zu unternehmen. Auf der zweistündigen Tour sehen wir grosse Formationen von Kaffernbüffeln, alle Arten von Vögel, Nilwarane, Wasserböcke, Krokodile und hunderte von Flusspferden. Die Flusspferddichte in Afrika ist nirgendwo grösser als hier.
Anschliessend fahren wir zur Elephant Lodge, die oberhalb des Queen Elisabeth National Parks liegt. Es ist kein eigentlicher Camping, doch wir können das Fahrzeug auf die Wiese stellen und die nette Managerin öffnet für uns ein Bungalow, so dass wir hier die Dusche und das WC benützen können. Am Abend sitzen wir auf der Veranda des Bungalows und haben bei einem Sundowner in der Hand eine prächtige Aussicht auf den unter uns liegenden National Park, wo Elephanten gemächlich umher streifen.
Eine ganz andere Szenerie bietet sich uns am nächsten Tag. Erneut durchqueren wir den Queen Elisabeth Park bis zum kleinen Fischerdorf "Kasenyi", das direkt am Lake Georg liegt. Etwas ausser halb liegt der einfache Camping "Kasenyi Lake Retreat". Ein herrlicher Fleck. Vom "Wohnzimmer" unseres Suris sehen wir direkt auf eine Horde faul im Wasser liegender Flusspferde. Nur zwischendurch kommt ein wenig Bewegung in die Truppe, wenn sich ein vermeintlicher Artgenosse nähert, der nicht zur Familie gehört. Dann wird gegrunzt was das Zeug hält. Die so plump erscheinenden Fleischkolosse richten sich zur stattlichen Grösse auf, öffnen ihr breites Maul, so dass die riesigen Zähne voll zur Geltung kommen und gehen alles andere als zimperlich auf den Gegner los. Nach ein paar Sekunden ist der Spuk vorbei und der Widersacher verschwindet im trüben Wasser.
Gemütlich sitzen wir beim Abendessen draussen auf unseren Stühlen. Da kommen langsam die Flusspferde aus dem Wasser und grasen friedlich in unmittelbarer Nähe von uns. Im Wasser sind sie brandgefährlich, aber an Land greifen sie nicht an, wenn man einen gebührenden Sicherheitsabstand einhält. Später kommt noch ein Warzenschwein dazu, Uganda Cops fressen genüsslich das saftige Gras, sowie Graureiher, Sattelstörche, Marabus und alle Arten von Ibissen bevölkern die Wiese in unmittelbarer Nähe von uns. Als Edi ein Lagerfeuer entfacht ziehen noch Elefanten am Camp vorbei. Es ist wahrlich ein Paradies, ein Tier-Paradies, das sich unmittelbar vor uns auftut.
Nur wenige Kilometer nördlich überqueren wir den Äquator. Wir halten bei einem unscheinbaren Monument, schiessen ein paar Fotos und fahre das erste Mal seit knapp 3 Jahren in den nördlichen Teil Afrikas.
Entlang des mächtigen Rwenzori Gebirges, dessen höchster Gipfel, der Mount Stanley mit seinen 5109 Meter leider im Nebel verschwunden ist, fahren wir langsam auf holprigen Pfaden Fort Portal entgegen.
Kindergesichter lachen uns entgegen und obwohl sie uns äusserst ärmlich erscheinen mit ihren löchrigen T'Shirts, winken sie heftig und rufen immer wieder "Musungu, how are you", Weisser, wie geht es dir?
Auf der wunderschönen Kluges Gästefarm, die vom Deutschen Stefan betrieben wird, bleiben wir 3 Tage. Der Stellplatz liegt mitten im Grünen von wo man einen schönen Blick auf seinen eigenen, gut behüteten Regenwald hat. Bei einem Spaziergang mit Robert, dem hauseigenen Guide, entdecken wir viele grüne Meerkatzen und langhaarige schwarz / weisse Colobus Affen, sogenannte Mantelaffen.
Es ist ein Anwesen zum verweilen. Das Essen, Rinds Schmorbraten mit Petersilie-Kartoffeln oder ein Rindersteak an Pfeffersauce ist einfach fabelhaft. Auf der Weiterfahrt durch den Kibale Forest National Park könnte man an einem Schimpansen-Tracking teilnehmen. Hier leben ein paar Schimpansen Gruppen, die an Menschen gewöhnt wurden und die Chancen, die Tiere zu sehen sollen bei beinahe 100% liegen. Nach langem hin und her entschliessen wir, weiterzufahren. Das Wetter spielt ein erheblicher Faktor bei unserer Entscheidung und meistens sieht man die Tiere nur ganz weit oben in den Bäumen hinter Blättern versteckt. Kein Vergleich zu den Berggorillas, die auf der Erde herumtollen.
Auf dem Weg zum Lake Victoria bleiben wir eine Nacht auf einem schönen Camp direkt vor dem Lake Mburo National Park. Wie ein Adler Horst thront die Eagels Nest Lodge auf einem Hügel. Während dem "Sundowner" haben wir eine prächtige Aussicht auf die unter uns weidenden Antilopen und Warzenschweine.
Der fast kreisrunde Lake Nabugalo trennt nur eine Sandbank vor dem Victoria See, dem zweitgrössten See der Welt. Sein reicher Fischbestand hat Generationen von Ostafrikanern mit Nahrung versorgt. Aber in Uganda haben es die Menschen übertrieben. Obwohl er auch an Tansania und Kenia grenzt, ist die Lage in Uganda besonders dramatisch. Hier tragen eine unkontrollierte Überfischung, sowie die zunehmende Überbevölkerung und Wasserverschmutzung zum Aussterben der See-Lebewesen bei.
"Auf der gesamten ugandischen Seite befinden sich Blumenfarmen am Ufer. Sie leiten Chemikalien in den See, die die Fische töten und die Artenvielfalt zerstören“, sagt uns Isabelle Muramuzi, die Managerin des Lake Nabugabo Holiday Resorts, da wo wir gerade stehen.
Auch siedeln seit Jahren immer mehr Menschen rund um das Ufer und versuchen sich mit dem Fischfang ihren Unterhalt zu verdienen. Mehr als eine Million Ugander leben mittlerweile in der Region – zu viele für die schwindende Zahl der Fische.
Wir fragen einen Fischer, der mit seinem Einbaum an uns vorbei paddelt, ob wir was von ihm abkaufen können. Er greift in sein Boot und zeigt uns die kärgliche Ausbeute des heutigen Tages. Eine Handvoll kleine Fische, die sich höchstens zum trockenen eignen.
Am nächsten Morgen stoppt der Fischer erneut bei uns und zeigt voller Stolz seine abendliche Ausbeute. Einen herrlichen Tilapia-Fisch, einen sogenannten Buntbarsch.
Wir geben ihm einen guten Preis und am Abend grillen wir ihn auf dem Camping-Feuer. Sein weisses Fleisch schmeckt wirklich lecker. Tags darauf machen wir Kuchen und backen Brot. Plötzlich kommt uns eine riesige Stichflamme aus dem Ofen entgegen. Die Wasserpumpe läuft ständig und aus dem Ofen läuft das Wasser wie ein Wasserfall. Alles wird sofort abgestellt und der Schaden untersucht. Durch das ewige Gerüttel hat sich der Wasserschlauch, der hinter dem Ofen zum Wasserhahn führt gelöst und ist mit dem heissen Ofen in Berührung gekommen. Die Isolierung ist durch-geschmolzen, so dass sich der Wasserdruck einen andern Weg geschaffen hat.
Es dauert einen halben Tag, bis das Ganze repariert ist. Dazu kommt noch der platte Reifen am Hinterrad. Wie schon erwähnt, reisen ist nicht immer so entspannend, vor allem wenn man in Drittweltländern unterwegs und die nächste Werkstatt weit entfernt ist.
Im Stau durch Ugandas Hauptstadt
Kampala, der fast 2 Millionen Molloch, erwartet uns mit verstopften Strassen und jede Menge Boda Bodas, sogenannten Motorradtaxis. Einmal mehr steuern wir eine uns empfohlene Garage an, um die Buchsen der Blattfedern zu wechseln. Gut haben wir sie als Ersatzteil dabei, denn die offizielle Toyota Garage in Kampala führt diese zur Zeit nicht im Sortiment.
Anschliessend ist shopping angesagt. In der Garden City- und Lugogo Mall bekommen wir alles was das Herz begehrt. Dazu gutes Brot und feinen Café. Ein wenig Zivilisation tut einfach gut, denn in letzter Zeit waren wir eher spartanisch unterwegs. Wir übernachten im Red Chilis Camp, das auch ein beliebtes Ziel für Tour Gruppen ist. Doch wir sind froh, sind diese Overlander zur Zeit nicht vor Ort. All zu oft haben wir diese Gruppen-Reisenden erlebt, wie sie wie ein Schwarm Bienen das Gelände überfallen haben und aus war es mit der Beschaulichkeit. Hat man zuvor noch dem Vogelgezwitscher gelauscht, sind es jetzt die dumpfen Bässe des Bum-Bum-Bum.
Doch wie gesagt, wir sind alleine, es ist ruhig und die Pizza schmeckt ausgezeichnet.
Fast zwei Stunden stehen wir im Stau, bis wir endlich die Hauptstadt Ugandas hinter uns haben. Bis Jinja, unserem nächsten Ziel, reiht sich ein Dorf an das Andere. Hier überqueren wir zum ersten Mal den Nil. Für die Ugander ist dieser Ort die Quelle des Nils, obwohl er eigentlich viel weiter entfernt in den Bergen Ruandas als kleines Rinnsal entspringt. Die historische Nilquelle entspringt hier in Jinja am Ausfluss des Sees. Hier fand 1862 der britische Entdecker John Hanning Speke die Quelle. Geografisch nach dem längsten Zufluss bestimmt, liegt sie jedoch in Ruanda. Da entspringt der Kagera, der grösste der in den Viktoriasee mündenden Flüsse. Dieser gewaltige Fluss wird uns noch lange begleiten. Als weisser Nil vereinigt er sich später im Sudan mit dem aus Äthiopien kommenden blauen Nil, bis er schlussendlich nach Ägypten ins Mittelmeer fliesst.
Auf dem Weg zum Campingplatz "The Haven" fahren wir entlang dieses sagenumwobenen Flusses. Jeder Quadratmeter wird zum anpflanzen von Gemüse, Früchte, Tee oder Tabak verwendet. Überall hat es Leute und vor allem Kinder, Kinder und nochmals Kinder. Wir dachten, mit Ruanda hätten wir die bevölkerungsreichste Gegend hinter uns gelassen, doch der Süden und mittlere Teil Ugandas ist ebenso stark bevölkert.
Hier im Himmel (The Haven) angekommen, platzieren wir unsere roten Campingstühle mit Sicht auf die Stromschnellen des Nils und beobachten mit einer Tasse Café in der Hand die Raftingboote, wie sie mit abenteuerlustigen Touris auf die ersten Kaskaden zusteuern.
Nur schwer können wir uns ein paar Tage später von diesem Traumplatz losreissen. Unser nächstes Ziel sind die "Sipi Falls" Wasserfälle am Rande des Mount Elgon National Parks. Von hier geht es auf direktem Weg zur Grenze nach Kenia.
Uganda hat uns sehr gut gefallen. Die Leute sind nett, wir fühlten uns sicher und willkommen und das Highlight unserer Ostafrika Reise, das Gorilla Trecking, wird uns immer in Erinnerung bleiben.
Wir wünschen euch, liebe Leser, ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest und alles Gute im neuen Jahr. Mögen auch eure Träume in Erfüllung gehen.
Wenn euch dieser Reisebericht gefallen hat, würden wir uns sehr über euer Feedback freuen.
Eure Reisenomaden
Ruth und Walter