1 Südafrika Ost

Reisebericht 1 / Durban - Johannesburg / 15. Dezember 2015 - 27. Januar 2016

Kilometerstand von der Schweiz über China, Indien nach Afrika: 54'400 km (Total 183'000 km incl. Panamericana)

Reiseroute: Durban, Underberg, Durban, Cape Vidal, Hluhluwe and iMfolozi Game Reserve, uMkuzi Game Reserve, (Swaziland) Hlane Game Sanctuary, Krüger National Park, Phalaborwa, Sabie, Lydenburg, Johannesburg

Ein neuer Kontinent liegt vor uns

2 Tage, bevor unser Suri in Südafrika ankommen soll, landen wir vor Indien her kommend in Durban. Schon von Mumbai aus haben wir ein nettes Guesthouse reserviert, von wo aus wir sofort unserer Agentur telefonieren. Im Gegensatz zu Kanada, Kolumbien und andern Staaten, wo wir ohne Agentur das Fahrzeug selbständig aus dem Hafen lösen konnten, braucht man hier als Privatperson zwingend eine Agentur. (genaueres zur Verschiffung, Adressen und Kosten siehe unter Tipps / Verschiffung)

Schon am nächsten Tag sitzen wir im Büro von Jetstream Freigt und sprechen mit dem Chef persönlich. Mr. Joshua meint: "Eurer Schiff hat ein paar Tage Verspätung. Am 21. Dezember wird es voraussichtlich im Hafen eintreffen und einen Tag später solltet ihr euer Fahrzeug in Empfang nehmen können."
So kurz vor Weihnachten wird unser Suri in Afrika eintreffen! Ein paar Tage später und dann ist alles infolge der Weihnachts-Ferien geschlossen.

Die nächsten Tage verbringen wir mit Sightseeing. Da das Gästehaus etwas ausserhalb der City, in einem bessern Quartier liegt, braucht man immer ein Taxi um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Die öffentlichen Busse sind uns infolge von Sicherheitsbedenken abgeraten worden. Der Taxifahrer meint: "Spaziert nie durch die Innenstadt. Schaut euch um, ihr seht hier keinen einzigen Weissen. Bei Tag und Nacht kommt es hier zu Überfällen."
Nicht gerade ermutigend, was wir da hören, doch wegen der Städte sind wir ohnehin nicht gekommen.

Tags darauf besuchen uns Jane und Peter in unserem Gästehaus. Schon in Indien hatten wir Probleme mit unserer Hinterachse und aus diesem Grund schrieben wir ein paar Freunde an. Andy, der ebenfalls lange in Südafrika unterwegs war, gab uns die Adresse von Peter der in Durban wohnt, worauf ein reger Email Kontakt entstand und jetzt trinken wir zusammen Tee.
"Ihr müsst doch nicht die ganze Zeit in diesem Gästehaus ausharren", meint seine Frau Jane, "kommt zu uns nach Kloof, das liegt nur ein paar km von hier. Da habt ihr ein eigenes Zimmer und mein Mann kann euch bei der Auslösung des Fahrzeuges behilflich sein."
Peter hat eine eigene Firma mit Produktionsstädten in verschiedenen Ländern. Da nun Weihnachten vor der Tür steht, hat er 2 Wochen Ferien und Zeit, mit uns ein paar Mal zum Hafen zu fahren, um alle weiteren Abklärungen bezüglich der Verschiffung zu erledigen.
Durban, Millionenstadt am indischen Ozean, grösster Hafen Afrikas, neuntgrösster Container-Umschlagplatz der Welt und ökonomisches Herz der südafrikanischen Region KwaZulu Natal.
Pet meint: " 95 % der gesamten Steuereinnahmen des Landes wird von der Weissen Bevölkerungsschicht bezahlt und nur 8 % der Schwarzen bezahlen überhaupt Steuern!"

Es ist der 22. Dezember, wir sind bereits eine Woche in Durban und heute können wir nach den Worten von Mr. Joshua definitiv unseren Suri in Empfang nehmen.
Im Büro von Jetstream Freigt übergibt er uns die benötigten Formulare mit denen wir zur Hafenanlage fahren. Die (schwarzen) Beamten sitzen träge in ihren Stühlen, teilweise die Füsse auf den Tischen und nehmen sich unseres Anliegens an.
"Das war früher ganz anders", meint Peter, "da oblag die Organisation der ganzen Hafenanlage den Weissen. Jetzt hat die schwarze Regierung diese lukrativen Posten ihren Freunden und Familienangehörigen zugeschanzt, welche die erforderlichen Qualifikationen leider nicht haben. Das Ergebnis siehst du hier in diesem Büro."
Leider ist eine Nummer aus dem Auslieferungsformular falsch ausgefüllt und wir müssen zurück zu Mr. Joshua. Mit seinem Assistenten gehe ich zum Schifffahrtsamt, das uns eine neue Clearing Nummer ausstellt und anschliessend wieder zusammen mit Peter zum Hafengelände.
Diesmal läuft alles reibungslos. Mit der leuchtend gelben Sicherheitsweste warte ich hinter dem Hafentor, bis unser Suri langsam angerollt kommt. Die Freude ist gross. Im hinteren Eck hat er ein paar Kratzer abbekommen, aber ansonsten hat er die lange Fahrt von Indien nach Südafrika unversehrt überstanden.
Ein Problem bleibt weiterhin, die defekte Hinterachse. Eine genaue Inspektion des schadhaften Teils besagt, dass es besser ist, wenn wir die Achse nicht nur schweissen, sonder besser ganz ersetzen.
Zum Glück sind wir in Südafrika. Hier gibt es unser Modell wie Sand am Meer. Wäre das Selbe in Indien passiert, noch schlimmer in Ladakh auf 5600 Meter, nicht auszudenken.

Begegnung mit einer Speikobra

Wie so oft hat alles zwei Seiten. Dank unserem Pech mit der Achse haben wir das Glück, die hilfsbereite Familie von Peter kennenzulernen, an ihrem Leben teilzunehmen und wiederum seine Freunde kennenzulernen.
Wie fast überall auf der Welt, haben auch hier die Geschäfte über Weihnachten Neujahr geschlossen. Die Garage, wo wir die Achse auswechseln werden, macht erst in einer Woche, am 4. Januar wieder auf.
So nehmen wir gerne die Einladung an, mit unserer Gastfamilie für eine Woche in den Drakensbergen zu campen. Die Autos werden beladen mit Bier und Fleisch, etwas anderes brauchen die Südafrikaner nicht und los geht die Fahrt vorbei an Maisfeldern, Grasland und sanften Hügeln. Wir befinden uns immer noch in der Provinz KwaZulu Natal.
Kleine Rinderherden bevölkern die weite Landschaft, bis nach Underberg die ersten Ausläufer der Drakensberge zu erspähen sind. Hier am St'Bernards Peak Campground werden wir für eine Woche dem Nichtstun frönen. Wobei, ganz richtig ist das nicht. Es gibt Wanderwege, Biketrails und der nahe See lädt zu einem erfrischenden Bad ein. Regelmässig gegen Abend türmen sich Gewitterwolken auf und ein kurzer Regenschauer bringt Abkühlung von der grossen Hitze.
Die Drakenberge sind für Südafrikas Wasserversorgung von grosser Bedeutung. Nur 3 Stunden ist dieser Gebirgszug, den die einheimischen Zulus Pfeilspitzen nennen, vom quirligen Durban entfernt und doch wähnen wir uns in einer anderen Welt. Was für ein Kontrast zur Grossstadt und vor allem zu Indien.
Genau zum Jahreswechsel fahren Conny und Tomi (mantoco.com), mit ihrem MAN von Actionmobil, auf den Platz. Mit ihrem übergrossen Fahrzeug sind sie natürlich "der Hingucker" des Campingplatzes.
Vor 3 Jahren haben sie ihr Hab und Gut verkauft und sind mit ihrem Expeditionsmobil von Deutschland aus gestartet. Erst durch den Nahen Osten, bevor sie die Afrikanische Westroute in Angriff genommen haben.
Und nun sitzen wir gemeinsam in ihrem Fahrzeug, plaudern bis spät in die Nacht vom Reisen und stossen pünktlich zu Mitternacht auf ein neues, abenteuerliches und ereignisreiches Reisejahr an.

Zwei Tage später reisen sie weiter Richtung Botswana. Gewiss werden wir uns irgendwo im südlichen Afrika wiedersehen.
So begeben wir uns ein weiteres Mal auf eine Wanderung in die Drachenberge. Die Wanderschuhe sind geschnürt, der Rucksack ist auf und los geht's.
Obwohl diese Gegend die grösste Trockenheit seit 15 Jahren aufweist, blühen etliche Blumen auf den weiten Hochwiesen. Adler kreisen über unseren Köpfen und......... was ist den das?
Keine 2 Meter vor uns bäumt sich eine hellbraun geringelte Schlange vor mir auf. Zum Glück direkt vor ihrem Loch. Hätte sie keine Fluchmöglichkeit gehabt, hätte sie sich noch grösser aufgestellt und ihr Gift gezielt in meine Augen gespritzt.
Wie sich später dank eines Schlangenbuches herausstellt, handelt es sich hier um eine Ringhalskobra, eine afrikanische Speikobra. Ihr Gift lähmt die Atemwege und kurze Zeit später erstickt man jämmerlich.
Wenn sie ihr Gift dem vermeintlichen Angreifer in die Augen sprühen, zerstören sie die Bindehaut und ohne die richtige Reaktion kann das zur Blindheit führen.
"Es gibt sehr viele Speikobras in Südafrika", meint Pet, "darum ist es wichtig, immer frische Milch dabeizuhaben. Wirst du von einer Speikobra angespuckt, wasche sofort die Augen mit Milch aus. Die Milcheiweisse neutralisieren das Gift der Schlange."
Schon wieder was gelernt!

Nach einer Woche Campingferien sind wir erneut in Durban. In der Zwischenzeit hat auch die Garage von Peter Gaw nach den Festtagen wieder geöffnet. 3 Tage wird es dauern, bis die neue Hinterachse eingebaut ist. Wir entscheiden uns, wenn die Achse schon demontiert ist, auch noch die Radlager auszutauschen, sowie eine zusätzliche Luftfederung einzubauen.
5 Tage später sind wir abreisefertig. Wie sich gezeigt hat, war es höchste Zeit die Achse auszutauschen. Auf beiden Seiten ist schon ein langer Riss ersichtlich. Ein paar Bodenwellen weiter und die ganze Achse hätte brechen können. Dann wäre der Schaden weitaus grösser gewesen.

Bevor es uns weiter Richtung Norden zieht, verabschieden wir uns sehr emotional von Pet und Jane. Die beiden sind uns richtig ans Herz gewachsen und wie es scheint, wir ihnen auch. Nochmals herzlichen Dank für alles.

Bei den Big Five

Die sehr gut ausgebaute Strasse führt vorbei an Städten wie KwaDukuza und Richards Bay, bis wir schliesslich in Cape Vidal unseren ersten Campground mit schattigen Stellplätzen ansteuern. Im "Nature Reserve" sehen wir fürs erste ein paar Dutzend der zierlichen Impala Antilopen.
die häufigste Säugetierart im Park. Die Landschaft ist grandios und wir geniessen die Ruhe beim beobachten vorbeiziehender Zebras, Büffel und Streifen-Gnus.
Es dunkelt langsam ein, als wir mehrere Autos neben der Strasse parkiert sehen. Da muss was sein! Tatsächlich, ein ausgewachsenes Leoparden Männchen streift gemächlich durch das niedrige Buschland. Die Leute und das klicken der Kameras scheint es nicht zu stören. Toll, so einer Wildkatze in freier Natur zu begegnen.

Als einer der Höhepunkte von KwaZulu Natal hat uns Pet den Hluhluwe-Imfolozi Park (sprich: Schlu-schlui) empfohlen. Er ist nicht ganz so gross wie der Krügerpark, doch immerhin das drittgrösste Wildschutzgebiet Südafrikas. Wir fahren durch eine typisch afrikanische Savannenlandschaft mit Büschen, kleineren Bäumen und Akazien. Die Flüsse "Black" and "White" iMfolozi durchziehen die weite Ebene. Doch von denen sind nur noch Tümpel zu sehen. Es herrscht, wie übrigens in ganz Südafrika, eine grosse Dürre. Für viele Farmer, wie uns Jane gesagt hat, ist das eine Riesen Katastrophe. Schon jetzt haben sie grosse Ernteausfälle zu beklagen und ein befreundetes Paar, mit dem sie nächsten Sommer auf eine Reise nach Botswane gehen wollten, hat ihnen abgesagt. Sie können sich eine 3-monatige Reise durch den Busch einfach nicht mehr leisten. Die Schäden an den Kulturen seien zu gross.

Bereits kurz nach der Einfahrt in den Park begegnen wir ersten Wildtieren. Zebra, Büffel, Elefanten, Spitz- und Breitmausnashörnern, Kudu's und etliche Warzenschweinen, die mit hoch gestrecktem Schwanz das Weite suchen. Am bekanntesten ist der Park allerdings wegen seines grossen Bestandes an Nashörnern, von denen etwa 400 Spitzmaul- und 1200 Breimaulnashörner hier leben.
Plötzlich versperrt uns in einer Senke eine Elefanten Familie den Weg. Geduldig (was denn sonst) warten wir, bis sich die mächtigen Elefantenbullen vollgefressen haben und uns die Weiterfahrt ermöglichen. Angesichts der Nähe, die wir zu den Tieren haben, ist das Teleobjektiv fast überflüssig.

Im nächsten Park, dem Umkhuze Game Sanctuary, haben wir zwei Nächte eingeplant und möchten hier weiteren Tieren auf die Spur kommen. Im Schritttempo zuckeln wir über die gravel road zum aufgestauten Wasserloch.
Eine Pavianmutter mit ihrem Nachwuchs stillt gerade den Durst. Warzenschweine huschen durch die ausgetrocknete Savanne und nur zögerlich nähert sich eine Impala-Familie. Von grösseren Tieren ist leider nichts zu sehen.
Auf dem Weg zurück zum Camp begegnen uns 5 stattliche Giraffen. Genüsslich fressen sie die noch jungen Triebe zuoberst an den Bäumen. So ein langer Hals hat doch viele Vorteile, ist doch alles in Bodennähe abgefressen.

Polygamie statt Demokratie

Wir erreichen Swaziland. Dieses kleine und bitterarme Land ist eine Monarchie mit König Mswati III. an der Spitze. Es zählt zu den ärmsten der Welt und über die Hälfte der Menschen ist auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Das hält den König jedoch nicht ab, mehrere Frauen zu haben und diese regelmässig mit deutschen Luxuskarossen, sowie der neuesten Mode aus Paris zu versorgen.
Jedoch hat er noch viel Arbeit vor sich, hatte doch sein Vater rund 120 Frauen und 600 Kinder. Er hat es bis jetzt im zarten Alter von 48 Jahren auf legitlich 14 Frauen gebracht.
Wir (ich und meine einzige Frau) fahren weiter, an riesigen Zuckerrohrfeldern entlang zum "Hlane Royal National Park". Er war einst das Jagdgebiet der Könige und nun wird das Groswild durch die Kameras der wenigen Touristen, die sich hierher verirren, gejagt. All zuviel sehen wir bei unserem Game Drive nicht, da das dichte Buschwerk eine gute Sicht verhindert. Zurück im Camp sitzen wir lieber um das Wasserloch in dem sich mehrere Hippos im trüben Wasser suhlen.
Später gesellen sich noch zwei Breitmaulnashörner dazu.
In der Nacht entlädt sich ein starkes Gewitter. Der Regen überflutet kurzfristig die ganze Anlage, doch die Natur nimmt das nasse Geschenk dankend an.
"Habt ihr das Löwengebrüll auch gehört", fragt uns am nächsten Morgen unser südafrikanischer Nachbar. Löwengebrüll, wir sehen uns fragend an. "Nein, wir haben nichts gehört, scheinbar haben wir einen guten Schlaf".
Der Löwe ist übrigens das letzte Tier der "Big Fife", das wir noch nicht gesehen haben. Im nächsten Park, dem Krüger National Park, hoffen wir, dass uns der König der Tiere und nicht der König von Swaziland seine Aufwartung macht.

Im Krügerpark

Schon im Vorfeld haben wir uns die sogenannte "Wild Card" besorgt. Mit dieser Karte hat man in sämtlichen National Parks Südafrikas freien Eintritt. Speziell, wenn man im Krüger Park ein paar Tage verbringen will, lohnt es sich schon ab 5 Nächten, sich diese Karte anzuschaffen, da sie auch in diversen Game Parks und National Reservs freien Eintritt gewährt.
Im letzten Ort vor dem Krüger, in Komatipoort, decken wir uns reichlich mit Fleisch, Gemüse und Chardonnay ein. Die nächsten 5 Tage werden wir auf reservierten Camps im Krüger Park verbringen.

Den Big Five auf der Spur

Einmal die Big Five zu sehen, das ist der Wunsch der Meisten der hier anreisenden Touristen. Gemeint sind Löwe, Elefant, Büffel, Nashorn und Leopard. Wie gesagt, uns fehlt noch der Löwe und in Anbetracht der Grösse des Parks ist es nicht allzu schwer, so hoffen wir jedenfalls, auch diesen noch anzutreffen.
An der Südgrenze des National Parks, direkt am Crocodile River, beziehen wir unser erstes Camp, das Crocodile Bridge Camp. Wir richten uns ein und kurz darauf starten wir zur ersten Pirsch Fahrt. Wieder einmal zeigt es, dass wir vor Jahren die richtige Entscheidung getroffen haben. Damals mussten wir uns entscheiden, ob wir in einem LKW Camper oder einem kleineren Fahrzeug die Welt entdecken wollen. Wir ihr wisst, haben wir uns für die kleinere Variante entschieden, jenes Fahrzeug, bis zu einem höchst Gewicht von 3.5 Tonnen.
Im Krüger gibt es diverse Regeln, wie: das Fahren ist nur auf den markierten Strassen erlaubt, oder Autos mit mehr als 4 Tonnen dürfen nur die asphaltierten Strassen benützen. Doch gerade die Schotterpisten sind das Interessante. Hier gibt es weniger Verkehr und demzufolge sind da mehr Tiere anzutreffen.

Der Krüger Nationalpark ist zweifelsohne einer der grössten Wildparks der Welt. Innerhalb der letzten Jahre wurden Zäune, die den Krüger Park von den benachbarten Reservaten trennten, entfernt. Dadurch ergaben sich für die Tierwelt grössere Zugriffsmöglichkeiten auf Futterstellen und dadurch bessere Wildbeobachtungsmöglichkeiten für Besucher. Schon am ersten Abend sehen wir einige der 150 verschiedenen Säugetierarten des Parks.

Im weiten Grasland weidet eine ganze Herde von Büffeln. Diese bis zu 800 kg schweren Tiere können, wenn sie bedroht werden, extrem gefährlich werden. Giraffen stehen elegant zwischen den hohen Bäumen und knabbern mit ihren langen Hälsen die frischen Triebe ab, wo nur sie Zugriff darauf haben. Die kleinen Kronenducker springen scheu vor uns in Deckung, während die vielen Impalas keine Angst vor Kamera zückenden Touris haben.
Der nächste Morgen beginnt früh. Kurz nach 4 klingelt der Wecker und noch bei Dunkelheit fahren wir durch das Campingtor, um einen Teil des 20'000 Quadratkilometer grossen Parks zu erkunden. Man stelle sich vor, das ist die Hälfte der Fläche der Schweiz.
6 Tage haben wir eingeplant, ein Zeitraum, der bei den Ausmassen des Parks auch angemessen ist. Die Stellplätze haben wir vorgebucht, was während den Ferien und übers Wochenende zu empfehlen ist.

Noch bevor die Sonne aufgeht, erspähen wir in den Bäumen einen Fleckenuhu, der sich von den nächtlichen Raubzügen erholt. Eine Tüpfel-Hyäne sprintet über die Strasse und die Nilpferde sind zurück in ihrem Schwimmteich. Kudus und Elanantilopen, fast so gross wie Pferde, grasen das kümmerliche Grün ab. Dazu muss gesagt werden, der Krüger Park leidet zur Zeit unter der grössten Dürre, seit es Aufzeichnungen gibt. Viele Flüsse und Wasserlöcher sind ausgetrocknet. Am nächsten Abend sehen wir ein erst kürzlich verendetes Nilpferd.
"Es ist nicht das Erste und wird nicht das Letzte sein", meint ein Ranger. "Die Tiere haben einfach nicht genügend Nahrung. Viele Besucher beschweren sich bei der Parkverwaltung, etwas dagegen zu unternehmen, aber wir können nichts tun. Wir müssen der Natur seinen Lauf lassen und dürfen nicht künstlich in das fragile Ökosystem eingreifen."
Am nächsten Morgen ist das Hyppo von den nächtlichen Aasgeiern und Wildtieren schon tüchtig angefressen. Der Tod eines einzelnen bringt Leben für viele andere Kreaturen.

Am meisten faszinieren uns die grauen Riesen. Würdevoll, fast majestätisch bewegen sie sich hin und her, sprühen Wasser über die erhitzten, vom Schlammbad verkrusteten Körper. Tasten sich gegenseitig ab, als ob sie sich vergewissern wollen, dass alles in Ordnung ist. Die grossen Ohren schwanken wie Segel im Wind, vor und zurück, vor und zurück. Ab und zu trompetet ein Bulle, offensichtlich der Anführer der Herde, seinen Unmut über zu viel Gezanke der kleinen Elefantenbabys. Sofort kehrt wieder Ruhe und jeder nimmt seinen ihm zugestimmten Platz in der Gruppe ein.
In einer Elefantenherde herrscht mehr Kommunikation als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Sie reagieren höchst sensibel auf ungewöhnliche Geräusche. So verhalten wir uns muksmäuschen still, schauen ihnen fasziniert zu, vergessen Zeit und Raum und sind begeistert von ihrer Erhabenheit. Ein grandioses Schauspiel, das alleine schon den Weg nach Südafrika wert ist.

Die letzten 2 Nächte verbrachten wir im "Skukuza" und "Satara" Camp. Beides gut ausgerüstete Buschcamps mit Einkaufsmöglichkeiten, Schwimmbad und Restaurants. Am besten ist es, wenn man sich einen Platz am Aussenzaun ergattert. So können wir gemächlich einer Hyäne zuschauen, wie sie auf der Suche nach Essensresten den elektrisch geladenen Zaun abschreitet.

Heute ist, was die Tierbeobachtung betrifft, sicherlich der Höhepunkt.
Wir befinden uns auf einer nur wenig befahrenen Naturstrasse auf denen eine Höchstgeschwindigkeit von 40 kmh vorgeschrieben ist.
Unsere 4 Augen sind auf die dichte Vegetation links und rechts des Weges gerichtet. Die Spannung steigt, wer sieht die ersten Tiere. Fürs erste sehen wir nur ein Dutzend Impala Antilopen, die häufigste Säugetierart im Park. Diese sind normalerweise auf uns fokusiert, doch nun sind sie ganz aufgeregt und machen sonderbare Geräusche.
Im Unterholz erblicken wir nun das "Übel". Einer, zwei, immer mehr Löwen tauchen aus dem Gestrüpp auf und bewegen sich direkt auf uns zu. Vor uns überqueren sie die Strasse, kommen zurück und schreiten eines gemächlichen Ganges vor und neben uns der Piste entlang. Wir zählen 12 Löwenmädels die mitten am Tag durch den Park streifen. Eines davon ist ein weisser Löwe, ein Albino. Wie uns ein Park Rancher später erzählt, der einzige weisse Löwe im Park.
Was für ein Glück, den König der Tiere so nahe und so lange in freier Wildbahn betrachten zu können. Mehr als 15 Minuten schreiten sie direkt vor unserem Suri auf der Strasse dahin, bevor sie sich in den Busch verziehen.
Noch Stunden später sind wir ganz aufgeregt von diesem Naturschauspiel, die uns die Löwen geboten haben.

Nach einer heissen und staubigen Tour freuen wir uns auf das Camp, das uns mit einem erfrischenden Swimming Pool empfängt. Später ist das allabendliche Grillen, Braai auf afrikaans, mit viel Fleisch und Boerwors (Buräwurscht) angesagt. Das gehört zum Camping der Südafrikaner und nun auch zu uns.
Das Abendessen teilen wir mit frechen Rotschnabeltokos und Webervögeln, dessen Federkleid in den schönsten Gelbtönen schimmert. Die drei Meter entfernt auf der anderen Seite des stabilen Zauns auf und ab streifende Hyäne, möchte gerne auch ein paar Leckerbissen, diese jedoch zu füttern, ist strengstens verboten.

Am nächsten Morgen liegen 80 km Waschbrettpiste vor uns und der Camper scheppert aus allen Ecken. Doch die Rüttelei lohnt sich, denn wir sehen wieder viele Löwen, Warzenschweine, Giraffen und mächtige Büffelherden. Die bis zu 800 kg schweren Tiere mit ihren Madenhackern auf den Rücken, beeindrucken uns mächtig und wir sind froh, sie im Schutz des Autos in Ruhe und Sicherheit beobachten zu können.
Nach einer kleinen Mittagspause kommen wir schliesslich zum letzten Camp unserer Krüger Tour. Das "Tsendze" Rustic Camp liegt im nördlichen Teil des Parks. Da es keinen Strom gibt, stehen wir fast alleine auf dem idyllischen Platz. Schattenspendende Mopane Bäume und ein üppiger Pflanzenwuchs ist eine schöne Abwechslung zu den vorangegangenen Camps.

Gnus, Kudus, Wasserböcke, Zebras und immer wieder herdenweise Impals kreuzen unseren Weg bis wir schliesslich den Parkausgang bei "Phalaborwa" erreichen. Wehmütig, aber mit vielen Erfahrungen reicher, verlassen wir nach 6 Tagen endgültig den fantastischen Krüger Park.

Auf der Panoramastrasse durch die nördlichen Drakensberge

Wir fahren entlang der R532 vorbei an vielen Wasserfällen, bis wir schliesslich eine der grössten Schluchten der Welt erreichen. Das Wetter ist nicht optimal. Wolkenfetzen hängen zwischen den gewaltigen, roten Sandsteinsäulen. Trotzdem ist die Aussicht von der Plattform auf den 700 Meter unter uns liegenden Blyde River Canyon gewaltig.
Am meisten fasziniert uns das "Bourke's Potholes". Es sind Strudellöcher und Auswaschungen im Gesteinsbett des "Trauer Flusses". Über Stege gelangt man zu den einzelnen Löchern, die der Fluss in Jahrtausenden aus dem Gestein geschmirgelt hat.
Wir sind nicht bereit, für jeden, noch so kleinen Wasserfall Eintritt zu bezahlen und so fahren wir zügig gegen Süden, bis wir das kleine Städtchen Sabie erreicht haben. Lila blühende Jacaranda-Bäume säumen die Strasse, es gibt zahllose Café's und Wanderwege führen durch die einzigartige Bergwelt.
In der Nähe von "Dullstroom", alles Namen von den früheren, holländischen Einwanderer, bleiben wir ein paar Tage auf herrlich kühlen 1800 Metern. Es ist immer noch Sommer und während im nahen "Lowfeld" alle schwitzen müssen, weht hier oben eine kühle Brise und nachts wird es richtig kalt. Welch eine Wohltat nach der Hitze im Krüger Park.

Auf nach Johannesburg, Joburg, wie sie meistens genannt wird. Der Ort des Goldes oder viel mehr der Ort der Kriminalität. Wir lesen im Reiseführer: Wagentüren und Fenster immer geschlossen halten, beim Parken nichts Wertvolles im Wagen liegen lassen, keinen Schmuck, Kameras oder Umhängetaschen spazieren führen, nur auf gesicherten Parkplätzen das Auto abstellen, und und und.

Ob wir die Stadt mit dem umfassenden Kriminalitätsproblem unbeschadet überstanden haben, dann im nächsten Bericht.
Vorerst wünschen wir euch eine schöne Fasnacht und geniesst den Schnee.

Die Reisenomaden
Ruth und Walter








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