22 Oman
Reisebericht 46 / Kalba - Kalba / 12. 02. 2019 - 04. 04. 2019
Kilometerstand von der Schweiz über China, Indien und Afrika: 128'400 km (Total 257'000 km incl. Panamericana)
Reiseroute: Kalba (Grenze UAE nach Oman), Sohar, Muskat, Sur, Insel Masirah, Hayma, Rub-Al-Khali, Salalah, Mirbat, Küstenstrasse, Duqum, Sinaw, Muskat (Esthi abholen), Nakhl, Rustaq, Ibri, Wadi Dam, Jabal Jhams, Nizwa, Wahiba Sands Wüste, Wadi Bani Khalid, Ras-Al-Jinz, Sur, Muskat (wieder zu Zweit), Kalba, Dubai
Oman, ein Märchen aus 1001 Nacht
Ausnahmslos alle, wirklich alle, waren in der Vergangenheit voll des Lobes über den Oman. So rollen auch wir gespannt und voller Vorfreude über die Grenze bei Kalba in den Oman. Die Zöllner sind mehr daran interessiert die Weltkarte an unserem Suri zu studieren, als uns zu kontrollieren. "Seit ihr wirklich all das gefahren? Von der kleinen Schweiz über China nach Indien und dann durch ganz Afrika bis zu uns in den Oman?" fragen sie ungläubig uns "Ungläubige"!
Wir schwatzen noch ein wenig mit den Uniformierten über dies und das und schon sind wir eingereist in den Oman, das 60-igste Land auf unserer Reise.
Auf einer vielspurigen Küstenstrasse rollen wir Richtung Hauptstadt. Irgendwo, an einem einsamen Küstenabschnitt fahren wir links raus und übernachten an einem langen, einsamen Strandabschnitt. Jetzt im März zu reisen ist absolut ideal. Laue Abende, kühle, trockene Nächte, frischer Morgen warme Tage. Dazu ist das türkisblaue Meer sanft und angenehm zum schwimmen.
Die Strecke in die Hauptstadt wäre fast schon langweilig, wenn da nicht die schönen Moscheen wären. Viele sind weiss mit blauen Türmchen, darauf gelbe Sterne, die wie ein Nachthimmel aussehen und darüber thront die goldene Mondsichel.
Wir sind in einem Königreich, welches hier Sultanat genannt wird. Der charismatische Sultan Qaboos ist Alleinherrscher, aber im Gegensatz zu andern Diktatoren dieser Welt nützt er dieses Privileg nicht aus um sich selbst zu bereichern, sonder lässt sein Volk am (Öl)-Reichtum teilhaben. Vor 45 Jahren schickte er seinen Vater mit Hilfe der Briten ins Exil. Kurz darauf begann er sein Land aus dem Mittelalter in die Neuzeit zu katapultieren. Seitdem haben sich die Ausbildungsmöglichkeiten, das Gesundheitswesen und das Strassennetz massiv verbessert. Er hält mehrheitlich an den Prinzipien des traditionellen, islamischen Herrschaftssystems fest und versucht es in Einklang mit einer modernen Staatsführung zu bringen, was ihm bis jetzt sehr gut gelungen ist.
Oman ist das an Bodenschätzen reichste Land auf der arabischen Halbinsel. Nebst einem fast unendlich scheinenden Lager an Erdöl und Erdgas gibt es jede Menge an Gold, Kupfer und Mangan.
Bei Gesprächen mit Omanis kommt kein schlechtes Wort über ihr System zur Sprache, obwohl es weder Gewerkschaften noch Pressefreiheit oder gar ein gewähltes Parlament gibt.
In Muskat beantragen wir erstmals das Iranische Visum. Im Gegensatz zu den Emiraten ist es hier sehr unkompliziert zu erhalten. Man muss keine Nummer in Teheran beantragen wie auf der Botschaft in Dubai und am nächsten Tag kann man das Visum bereits abholen.
In der Zwischenzeit machen wir ein wenig Sightseeing.
Wir fahren in die Altstadt von Muscat und besuchen den Sultanspalast, welcher von den Forts Mirani und Jalali flankiert wird. Der Palast wirkte sehr verlassen, kein Wunder, denn der Sultan residiert hier eigentlich nicht, sondern empfängt da nur hochrangige Staatsgäste.
Interessant ist auch ein Besuch des Souqs im historischem Mutrah, einem Stadtteil von Muscat. Von Weihrauch und exotischen Gewürzen, edlen Tüchern und Schmuckstücken umgeben, durchstreiften wir die Gassen und lassen uns treiben.
Gold, Rotgold, Gelbgold, in dichten Reihen hängen Armreife, Halsketten und Ringe in den Auslagen der Juweliergeschäfte. Eines neben dem andern, verkauft wird meist nach Gewicht. Während die exklusiven Waren in klimatisierten Geschäften gehandelt werden, wuchern die Stände der Parfum- und Gewürzhändler auf die schmalen Gassen hinaus. Vieles ist importiert. Safran aus dem Iran, Kurkuma aus Indien, Seidenschals aus Kaschmir, exotische Früchte und Gemüse aus der ganzen Welt.
Immer wieder werden uns bauchige, filigrane Glasfläschchen unter die Nase gehalten. Die schweren Düfte kitzeln unsere Geruchsnerven. Geduldig und zurückhaltend lassen die Händler ihre Kunden schauen, riechen, probieren. Es duftet verführerisch an allen Ecken und Enden.
Nie werden wir bedrängt wie in Afrika, keiner versucht uns zu überreden etwas zu kaufen. Auch keine Bettler gibt es hier, jeder scheint sein Auskommen zu haben.
Die Omanis hier erinnern uns mit ihren Turbanen an ihren Vorfahr, Sindbad den Seefahrer, über dessen haarsträubende Abenteuer ich als Kind in den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht so viel gehört habe. Und jetzt sind wir hier. Ein Traum geht in Erfüllung
Die Nacht verbringen wir etwas ausserhalb der City am Strand von Yiti. Es ist Donnerstag Abend was heisst, das Wochenende steht vor der Tür. Der Strandabschnitt füllt sich immer mehr mit omanischen Familien und feiernden Jugendlichen. Es wir gefischt, getratscht, der Teppich wird hervorgeholt und statt auf Campingstühlen bevorzugen die Omanis sich in den feinen Sand zu setzen. Sie lieben die Natur, die angenehmen Abendstunden und spielen Fussball, grillen ihr Steak, promenieren regelrecht mit ihren Autos durch die picknickenden Landsleute oder rauchen im Windschatten ihrer Offroad Fahrzeuge eine Wasserpfeife. Es sind vornehmlich Männer unterwegs. Die verschleierten Frauen halten sich mehrheitlich im Hintergrund auf. Es ist ein einziges "Openair Kino".
Wir fallen natürlich auf mit unserem Suri wie ein bunter Hund. "Where do you come from? You drove all the way from Switzerland to here?" werden wir immer wieder freundlich gefragt.
Ein paar jüngere omanische Männer sitzen etwas ausserhalb neben ihrem Auto und plaudern angeregt miteinander. Ich schlendere an ihnen vorbei und sofort werde ich von ihnen in ein Gespräch verwickelt mit der Bitte, mich zu ihnen zu setzen. Sie nehmen eine Wodka Flasche aus der Tasche und fordern mich auf, mit ihnen mitzutrinken. "Weisst du", sagt einer von ihnen, "eigentlich ist der Alkohol im Oman strengstens verboten und wenn die Polizei jemanden erwischt ist mit einer erheblichen Strafe zu rechnen. Wir beziehen unseren Wodka über einen nicht moslemischen Inder, welcher ein Alkohol-Patent besitzt. Obwohl wir praktizierende Moslems sind, wollen wir zwischendurch auch ein wenig Freude haben."
Uns fällt auf, vielfach sind die omanischen Jugendlichen in einem Dilemma gefangen. Obwohl traditionell erzogen möchten auch sie zwischenzeitlich ausbrechen aus dem engen islamischen Korsett. Möchten wie andere Jugendliche in aller Welt ihre Träume ausleben. Sei es mit dem Trinken von Alkohol, rauchen, oder meist hinter hohen Mauern ihrer Häuser, die strengen Kleidervorschriften über Bord werfen.
Wir fahren entlang des Meeres nach Süden. Es ist eine wilde Landschaft mit herumspringenden Gazellen, einsamen Buchten, an denen wir vorbei schwimmende Meeres-Schildkröten beobachten können bis wir schliesslich die ursprüngliche Stadt Sur erreicht haben.
Da werden, wie in früheren Zeiten, grossen hölzerne Schiffe, die sogenannten "Dhaus" noch ganz von Hand gefertigt. Hier liegen sie an Land zur Restaurierung, Überholung oder als Neuanfertigung. Schiffe, die ich von früher aus den alten Piratenfilmen kannte.
Schon seit Tagen ist die Luft geschwängert von feinem Staub. Irgendwo in der unendlichen Weite der Rub-al-Khali, dem leeren Viertel, muss ein gewaltiger Sandsturm toben. Die Sicht ist diesig und überall im Wohnmobil hat sich trotz geschlossenen Fenstern eine Sandschicht abgelagert. Diese Schicht hat sich ebenfalls auf meine Lungen ausgebreitet. Ich kann kaum mehr schlucken und auch das atmen macht mir Schwierigkeiten.
Trotzdem nehmen wir die Fähre auf die 60 km lange Insel "Masirah". Die grösste Insel Omans liegt nur 12 km vom Festland entfernt. Im Osten der Insel finden wir lange, baumlose Strände voller Muscheln. Erneut können wir vom Strand aus vorbei schwimmende Schildkröten beobachten. Während Ruth zu Fuss die Insel entdeckt, hüte ich das Bett und trinke literweise Tee. Immer noch liegt dieser hauchdünne Sand in der Luft und lässt mich den ganzen Tag husten, so dass an schwimmen und schnorcheln nicht zu denken ist.
Drei Tage später verlassen wir das Eiland und fahren weiter südwärts. Ein paar Ziegen überqueren die Strasse, doch sie haben wie immer Vortritt. Sie zu überfahren kann recht teuer werden, etwa 120 Dollar aber immer noch billiger als ein Kamel für das man etwa 1000 Dollar hinblättern müsste.
Auf der Weihrauchstrasse
Wir fahren durch das absolute Nichts. Zunächst über Berge und dann durch die Wüste ins Landesinnere. Nichts, woran sich das Auge festhalten könnte. Es sind die kleinen Dinge, die den Besucher erfreuen. Die unterschiedlichen Farb-Nuancen der Wanderdünen. Die Farben grau und braun in allen möglichen Variationen.
Am Abend nehmen wir eine kleine Sandpiste und fahren mitten in die Wüste rein. Mehr als zwei Drittel des Landes werden von Ausläufern der Großen Arabischen Wüste, Rub-Al-Khali, eingenommen. Sie ist die größte Sandwüste der Erde und bedeckt das südliche Drittel der Arabischen Halbinsel.
Nirgendwo sonst könnte der Kontrast zu den Mega-Citys mit ihren Skylines größer sein als im „Leeren Viertel“ der Rub-Al-Khali.
Sand, so weit das Auge reicht. Vorbei geht es am Skelett eines verendeten Kamels. Die Landschaft wirkt fantastisch und monoton zugleich. Durch die offenen Fenster spüren wir die heisse Luft, die über den ewigen Sand hinwegzieht. Es ist ein gewaltigen Wüstenmeer, welches sich von Saudiarabien bis in den Süden des Sultanats Oman erstreckt.
Wir parkieren den Wagen in einem Dünental - unser ganz privates Camp für die Nacht.
Der Wind hat sich gelegt. Es kehrt Stille ein. Eine Stille die man nur selten "hört". Der Himmel ist immer noch von den Sandverwehungen verhangen, der Mond taucht die Dünen in ein unwirkliches Grau. Und dann sehen wir sie. Über 10 Kamele ziehen gemächlich an uns vorbei. Sie kamen von Irgendwo und gehen langsam ins Nirgendwo bis sie unseren Blicken entschwinden.
Dann taucht eine Strasse auf, die einzige Strasse weit und breit. Es ist keine Fata Morgana, es ist kein Traum, es ist die weiss leuchtende Milchstrasse die über unseren Köpfen flimmert. Wüstenfeeling pur.
Am nächsten Tag nähern wir uns Salalah. Die Landschaft beginnt sich zu verändern. Es wird hügelig, bergig, es wird grün und dann gibt es Bäume. Endlich haben wir sie erreicht, die Weihrauchstrasse mit ihren Weihrauchbäumen. Es ist das Wadi Dawkah, eine unwirkliche Steinwüste, in der sich die struppigen Weihrauchbäume behaupten. Einst sicherte das Harz der empfindsamen Gewächse den Wohlstand. Heute verdient man besser am Tourismus. Wir befinden uns da, wo die Weihrauchstrasse beginnt, da wo das weisse Gold von den bizarren Bäumen gekratzt wird.
Gewonnen wird das Harz an wild wachsenden Bäumen, denen kurz vor Einsetzen des Monsuns ihre Rinde angekratzt wird. Das beste Harz wird zum Trocknen in Felshöhlen südlich der Rub al-Khali Wüste gebracht. Von hier, aus der Dhofar-Provinz, führte einst die antike Weihrauchstrasse bis zu den Kultstätten Italiens und Griechenlands. Vom Oman über das jemenitische Wadi Hadramaut, vorbei an Sanaa, durch Jordanien und Jerusalem bis zum Mittelmeer. "Allahs Tränen" waren einst teurer als Gold.
Salalah ist eine Stadt im Umbruch, in einem Land, das sich schon vor Jahren rasant zu wandeln begonnen hat. Vor einer Generation noch brachten Bauern und Beduinen ihre Waren mit Kamelen und Eseln zum Markt. Heute treiben die Jebali, die Menschen aus dem Dhofar-Gebirge, ihre Kamele in Toyota-Pickups vor sich her. Und überall wird gebaut - die Straßen vierspurig, mindestens, die Häuser kleine Paläste, funkelnd bei Nacht. Arm war Salalah nie, die Stadt der Händler, von der aus man Pferde und Weihrauch verschiffte.
Wir befinden uns im Wadi Darbat, da wo kleine Wasserfälle die Felsen hinunterstürzen. Einheimische Familien picknicken unter dornenbewehrten Bäumen. Das Gras wird von gewaltigen Kamelherden abgeweidet die durchs Wadi Darbat ziehen - und von Kühen, auf die die Einheimischen besonders stolz sind, weil es nirgends sonst auf der Arabischen Halbinsel so viele freilaufende Kühe geben soll. Die Regierung Omans will für die Zeit nach dem Öl gerüstet sein, deshalb umwirbt das Land Gäste aus Europa. Die wilde Bergwelt, weisse Strände, die Wüsten, die Wärme, dazu politische Stabilität trotz des Bürgerkriegs im Nachbarland Jemen - all das hat die Besucherzahlen rasant steigen lassen.
Gegen Norden nehmen wir die abwechslungsreiche Küstenstrasse. Beim Wadi Suneik biegen wir ab und beziehen unser einsames Nachtlager direkt an einem 2 Meter tiefen Süsswassersee. Dieser eignet sich hervorragend zum schwimmen. Noch lange sitzen wir um das lodernde Lagerfeuer und betrachten den Sternenhimmel, immer abwechselnd mit einem erfrischenden Bad. Es ist der Schönste Übernachtungsplatz, den wir bisher im Oman gefunden haben.
Auf unserem weiteren Weg übernachten wir immer wieder an weissen Sandstränden in abgelegenen Gebieten, schwimmen und schnorcheln in den klaren Gewässern und geniessen das jetzt und hier. Natürlich, wir haben schon ähnliches gesehen, aber es war nirgendwo so angenehm zu reisen wie im Oman. Keine bettelnden Kinder, keine Probleme mit Standplätzen und keine über-neugierige Menschen.
Nun reisen wir zu dritt
Schon frühzeitig sind wir in Muskat am Flughafen und schauen gebannt auf die Tür, wo die ankommenden Flugpassagiere demnächst auftauchen werden. Plötzlich sehen wir sie, die Schwester von Ruth. Die Freude ist riesig als wir uns in die Arme fallen. Esthi wird uns die nächsten 2 Wochen auf unserer weiteren Reise durch den Oman begleiten. Schon vor einem Jahr hat sie uns in Namibia besucht und zusammen haben wir den Etoscha National Park, die Dünen rund um Sossusflei und die einsamen Wüstenregionen erkundet.
Von nun an bezieht Esthi den Schlafplatz im Alkoven und ich muss mich mit dem etwas engeren Platz beim Esstisch begnügen. Mein Vorschlag, in der Mitte der beiden Frauen zu schlafen wurde einfach abgelehnt. Da fragt man sich, ist Demokratie wirklich das Mass aller Dinge!
Wie dem auch sei, glücklich, dass sie unter uns weilt fahren wir zusammen entlang des gewaltigen Jebel-Akhdar-Gebirgszuges nach Nakhl. Graue, rote, grüne Felsen flankieren die Strasse. In mehreren Zackenreihen staffeln sich die Berge im Dunst immer blauer werdend. Entlang der Strasse kontrastieren neu gebaute Villen mit dem dunklen Gestein in weiss, pink und grün. Immer hinter einer Mauer, manchmal eingerahmt von mühsam bewässerten Bäumen und Sträuchern.
In orangefarbenen Overalls gekleidete Inder oder Pakistani laufen entlang der Strasse und picken den vereinzelt herumliegenden Müll in Tüten. Ein Schild warnt vor Kamelen und hin und wieder sieht man eines dieser mageren Wüstenschiffe das winzige Blätter von den spärlich vorhandenen Bäumchen zupft. Dann kreuzt erneut ein mächtiger, rund gemauerter Wachturm die Strecke, was darauf schliessen lässt, dass schon vor vielen Jahren hier ein Handelsweg entlangführte.
In Nakhl besuchen wir das mächtige Fort und anschliessend lassen wir die Füsse von den vielen kleinen Fische massieren. Wir befinden uns im Wadi Hammam. Hier sprudelt das Wasser einer warmen Quelle aus einem Loch im Felsen. Es ist Wochenende und dementsprechend ist der Rummel gross. Kinder planschen im Wasser, Frauen sitzen in voller Bekleidung im seichten Fluss, während die Männer im Schatten der Bäume Café trinken. Gebannt schauen wir dem Treiben zu. Von einem Omani in seinem blütenweissen Disdasha werden wir in ein Gespräch verwickelt, von wo wir sind, wie es uns gefällt und wohin unsere Reise geht. Er packt ein paar henkellose, winzige Tassen aus seinem Picknickkorb und offeriert uns allen einen "Kahwa", einen mit Kardamom gewürzten Café, dazu gibt es Datteln sowie ein süsses Kokos-Gebäck. Einmal mehr sind wir überwältigt von der Gastfreundschaft der Omanis.
Überall gibt es sogenannte "Falaj" Kanäle, ein raffiniertes künstliches Bewässerungssystem, das sowohl unterirdisch als auch überirdisch die Oasen mit dem kostbaren Wasser versorgt. Schon oft haben wir diese schmalen Kanäle bewundert, wo jedem Bauern in genau festgelegtem Rhythmus Wasser zugeteilt wird. Nirgends im Land ist Landwirtschaft ohne künstliche Bewässerung möglich.
Unser nächstes Ziel ist das Wadi Dam. Gegen Ende des Tals wird aus der Asphaltstrasse eine Sandpiste und endet in einer palmengesäumten Oase. Hier steht bereits ein anderer Overlander mit seinem Action Mobil. Es sind Jürgen und Margot aus der Schweiz, die hier ebenfalls unterwegs sind. Wir plaudern ein wenig, doch für einen Übernachtungsplatz ist es uns hier zu laut. Keine 50 Meter entfernt sind Bauarbeiter damit beschäftigt, die Wasserkanäle auszubessern. So entscheiden wir uns, das Camp oberhalb der Schlucht aufzustellen. Wir finden einen einsamen Stellplatz und grillen unter einem sternenklaren Himmel unser Nachtessen.
Am nächsten Morgen klettern wir in die Schlucht hinunter. Der Weg ist schlecht markiert und mehrmals müssen wir umkehren. Am Boden der Schlucht geht die Kletterpartie über teilweise riesige, ausgewaschene Felsen weiter in einen Nachbar-Canyon hinein. Versteckt hinter Felsbrocken erblicken wir ein wunderschönes, glasklares Pool das wir nur für uns haben. Was gibt es schöneres, als nach dieser schweisstreibenden Wanderung uns hier im kühlen Nass zu erfrischen.
Erst am Mittag klettern wir erneut nach oben und setzen unsere Fahrt fort.
Jebel Shams, welche Aussicht ist die Schönste?
Wir fahren über eine malerische Strasse, die uns durch das kleine Bergdorf "Wadi Ghul" auf ein über 2000 m hoch gelegenes Plateau zum Jebel Shams führt. Diese Hochebene liegt unmittelbar oberhalb einer gewaltigen Schlucht die zu Recht der "Grand Canyon" Omans genannt wird. Wir parken unseren Suri in unmittelbarer Nähe der steil abfallenden Felsen und haben eine fantastische Sicht auf das fast 1000 m tiefer liegende Trockenflusstal. Schnell sind die Stühle ausgepackt und wir schauen den Falken zu, wie sie über unseren Köpfen ihre Kreise ziehen. Direkt gegenüber erhebt sich der eigentliche Gipfel des Jebel Shams, mit 3009 m der höchste Berg Omans. Ein grandioser Platz um die Nacht zu verbringen.
Wir fahren nach Misfah, zu einem kleinen pittoresken Bergdörfchen inmitten des Hajar Gebirges, das wie ein Felsennest über einem Abgrund thront.
"Liebe Besucher, bitte respektieren Sie die Ruhe der Bewohner sowie die lokalen Kleidungssitten und bedecken Sie Schultern und Knie", begrüßt uns ein Schild. Dahinter betreten wir ein Labyrinth aus engen Gassen mit ein- bis dreistöckigen Lehmhäusern.
Die Oase Nizwa, 160 km südwestlich von Muskat, war im 6. Jh. die Hauptstadt Omans. Vom mächtigen Fort aus haben wir einen guten Blick auf die Kuppel der benachbarten Freitags-Moschee, welche Iman Sultan im siebzehnten Jahrhundert errichten liess. Wir schlendern durch den etwas steril wirkenden Fisch-, Dattel- und Schmuck Souk, schauen den Händlern beim feilschen zu und trinken genüsslich inmitten der quirligen Altstadt einen der feinen Fruchtsäfte, die man überall im Oman erhält. Lohnend soll ein Besuch des grossen Viehmarktes am Freitagmorgen sein, wo die Ziegen und Schafe vor potentiellen Käufern im Kreis herumgeführt werden.
In der unendlichen Weite der Wahiba Sands Wüste
Wir steuern, nachdem der Reifendruck auf unter 2 Bar reduziert ist, von Al Mintarib direkt in die Wahiba Sands Wüste hinein. Erst einmal geht es querfeldein durch weiss-sandiges, leicht gewelltes Gelände. Glücklicherweise ist der Sand relativ hart, so dass wir im Untersetzungsgetriebe gemächlich zwischen den Dünen hindurch zirkeln können. Bei unseren 4 Tonnen ist die Gefahr natürlich grösser im Sand einzubrechen als bei den leichteren Landcruisern.
Immer mehr vermischt sich der weisse mit dem roten Wüstensand, was interessante, attraktive Muster ergibt. Wir halten kurz an einem Camp das für etwa 150 Personen ausgelegt ist. Es gibt im umzäunten Gelände ein Restaurant mit Dusche und der Generator versorgt den Sendemasten mit Strom um einen reibungslosen Handyempfang zu garantieren. Obwohl mitten in der Wüste will der verwöhnte Wüstentourist schliesslich auf nichts verzichten.
Doch wir suchen mehr die ungestörte Einsamkeit in der Weite der Wüste. So steuern wir am späten Nachmittag den Suri eine Düne hinauf und richten unseren Übernachtungsplatz ein. Schon bald glitzert das Sternenzelt der unendlichen Wüste über unserem Lagerfeuer. Wie ein silbernes Wolkenband zieht sich die Milchstrasse quer darüber hinweg. Dass es so viele Sterne gibt kann man sich in unseren licht-verschmutzten Breiten kaum noch vorstellen. Der leichte Wind streicht über unsere Haut und wir fühlen uns wie im Paradies während Sternschnuppen ihre schnellen Bahnen über den Nachthimmel ziehen. Ein unvergessliches Erlebnis.
Am nächsten Morgen bewegen wir uns erneut in einem lang gezogenen, in Nord-Süd Richtung verlaufenden Dünental. Wie ein Schiff bei starkem Seegang schlingern wir im weichen Sandmeer, bis wir erneut die Zivilisation und mit ihr das Asphaltband erreichen.
Wadi Bani Khalid – Die Touristen-Oase
Ziel unserer heutigen Autofahrt ist das Wadi Bani Khalid, wohl eines der bekanntesten Wadi’s des Sultanats. Im Laufe des Tals gibt es mehrere palmengesäumte Wasserbecken, kleine Wasserfälle und an den Seiten der Schlucht teilweise gewaltige Tropfsteine die von den seltenen Regenfällen in Jahrhundert langer Arbeit geformt wurden. Es ist Freitag. Dieser ist mit unserem Sonntag gleichzusetzen und dementsprechend ist das Wadi frequentiert. Beim grossen Wasserbecken zeigt ein Schild unmissverständlich, wie sich die Touristen beim baden zu benehmen haben. Frauen wie Männer müssen einen Badeanzug tragen der bis zu den Oberschenkeln reicht, Bauch und Rücken bedeckt, sowie die Oberarme umhüllt.
Die Omani Frauen baden mit ihren schwarzen Umhängen und die Männer allesamt mit langen Badehosen und T'Shirt. Trotz der hübschen Umgebung fühlen wir uns etwas befremdet und mit uns der Grossteil der westlichen Touristen.
Ich plansche ein wenig mit T'Shirt im kühlen Nass doch meine beiden Frauen verzichten trotz der Hitze auf ein Bad.
Schildkrötenspuren
Tausende Meeresschildkröten wandern jährlich von den Küsten des Arabischen Golfes, des Roten Meeres und Somalia an die Küsten des Sultanats Oman um ihre Eier abzulegen. In Oman sieht man oft die Grüne Meeresschildkröte und die Karettschildkröte. So fahren wir nach Ras Al Jinz in der Hoffnung, diese bei ihrer Ei-Ablage beobachten zu können.
Wir übernachten einsam über einer Klippe, wo sich unter uns ein kleiner Sandstrand auftut. Mehrmals in der Nacht begebe ich mich im Lichte des Vollmondes zum Strand um eventuell eine Schildkröte zu erspähen. Um 4 Uhr früh sehe ich dann eine Schildkrötenspur, die sich wie Panzerabdrücke durch den Sand zieht. Ich muss sie knapp verpasst haben, wie sie ihre Eier im weichen Sand vergraben hat. Wir trösten uns damit, sie wenigstens nicht bei der Eiablage gestört zu haben. Schliesslich überleben von 1000 Schlüpflingen im Durchschnitt nur eines und jede Störung kann sich negativ auf die sensiblen Tiere auswirken.
Muskat
Fast sind die 2 Wochen mit Esthi auch schon vorbei. So leisten wir uns zum Schluss einen ganz besonderen Gaumenschmaus. Wir verbringen einen Abend im exklusiven Hotel Al Bustan Palace. Wahrlich ein Palast. Bestimmt eines der Schönsten Hotels dieser Welt. Der 1985 errichtete Prachtsbau ist riesengross und bis ins letzte Detail stilvoll und harmonisch ausgelegt. Die Halle ist so gewaltig, dass es einem den Atem verschlägt. Man blickt fünf Stockwerke hoch. Innen wohlgemerkt. Dieses Hotel ist schlicht ein Wahrzeichen orientalischer Pracht und versprüht einen ganz besonderen orientalischen Charme.
Wir speisen im Freien unter einer mit Weihrauch versetzten Luft. Allerlei Köstlichkeiten des Orients werden aufgetischt, mit exotischen Gewürzen verfeinerte Steaks, Fladenbrote und omanische Süssigkeiten.
Ein Traum aus 1001 Nacht.
Erneut in der Innenstadt von Muskat angekommen, besuchen wir die große Sultan Qaboos Moschee, die größte im Oman und eine der wenigen, die auch ein Nicht-Muslime betreten darf. Nach Mekka ist sie die Zweitgrösste der Welt. Also Kopftuch auf und los geht’s. Schon von weitem sieht man die Minarette, die gegen den Himmel ragen. Die Moschee befindet sich auf einem 40.000 Quadratmeter großem Gelände und bietet Platz für 20.000 Gläubige. Im Inneren dominiert ein riesiger, 8 Tonnen schwerer Kronleuchter, der von Swarovski entworfen und angefertigt wurde. Aber nicht genug der Superlative: den Fußboden bedeckt ein 4'000 Quadratmeter großer Teppich, für den 600 Frauen vier Jahre lang geknüpft haben. Unglaublich!
Die letzten Tage vor Esthis Abflug verbringen wir entspannt an der Beach. Lassen unsere gemeinsame Reise nochmals Revue passieren und geniessen es einfach, einem Familienmitglied unsere Art des Reisens näher gebracht zu haben.
Ein letztes winken, ein letztes umarmen und schon ist sie am nächsten Tag hinter der Passkontrolle verschwunden. Auch für uns neigt sich die Zeit im Oman dem Ende zu. Nach 6 Wochen verlassen wir das Sultanat mit den besten Erinnerungen und fahren erneut Richtung Dubai, um die Überfahrt mit der Fähre in den Iran zu organisieren.
Tschüss Oman. Wir hoffen, dass sich das Weihrauchland seinen orientalischen Zauber trotz aller Modernisierung noch lange erhalten kann.
Fazit
Das Land auf der arabischen Halbinsel ist nicht nur ein äußerst gastfreundliches Reiseland, in dem der Tourist eher hofiert als übers Ohr gehauen wird, es ist auch ein sehr sicherer Staat. Die Kriminalität ist niedrig, die politische Lage stabil, Schreckensmeldungen von entführten Touristen wie im benachbarten Jemen gibt es nicht.
In den vergangenen Jahren wurde viel Geld in den Tourismus gepumpt, schicke Hotels sind entstanden, Täler wurden erschlossen. Noch hat aber der Massentourismus das Land nicht erreicht. Die Schönheit des Omans erschließt sich sowieso nicht in den Hotels, sondern beim Reisen auf eigene Faust. Man braucht nur einen Schlafsack, ein paar Worte Englisch und ein Auto mit Vierradantrieb oder noch besser ein eigenes Wohnmobil, um die Schönheit im wahrsten Sinne zu erfahren. Die Straßen sind nur in den Wadis etwas holprig und oft haarsträubend steil, doch das restliche Strassennetz ist meist in einem tadellosem Zustand.
Oman ist eigentlich ein sauberes Land, hält man sich vornehmlich in Hotels und in Städten auf. Der Grund dafür sind nicht die umweltbewussten Omanis, sondern die Horden Pakistanischer- und Indischer Gastarbeiter, die das Land vom achtlos weggeworfenem Müll befreien.
Trotz omnipräsenter Abfalleimer haben wir immer wieder beobachtet, wie die Omanis und mit ihnen eigentlich alle Araber, den Müll nach einem Picknick einfach liegenlassen oder zum Auto raus schmeissen. Die Inder werden es schon richten!
Die Omanis sind extrem freundlich, hilfsbereit, neugierig und leben ihre Religion meist in einem diskreten Rahmen aus.
Wir als Tourist konnten uns überall im Land frei bewegen und an den schönsten Orten unsere "Zelte" aufstellen. Doch sollte man als Gast den Omanis auch den gebührenden Respekt zollen. Lange Hosen, eine dezente Kleidung und als Frau an bestimmten, heiligen Städten ein Kopftuch, zeugt von Wertschätzung ihrer Kultur gegenüber.
Das Ehrgefühl der Omanis sollte der westliche Tourist respektieren und sich dementsprechend verhalten.
Eine gegenseitige Rücksichtsname auf die moralischen Gefühle, sei es im Orient oder bei uns in Europa, hilft in der Tat für ein friedliches Neben- und Miteinander.
Wir auf jeden Fall, haben dieses Land sehr genossen.
In wenigen Tagen werden wir die Fähre von Dubai aus in den Iran nehmen und unsere Reise in Persien fortsetzen.