Reisebericht 22 / Copan (Honduras) - Penas Plancas (Costa Rica) / 15. April 2010 - 29. April 2010 / 48' 500 km - 50'450 km
Reiseroute: Copan, San Pedro Sula, Tela, La Ceibe, Roatan, Yoro, Lago de Yojoa, Tegucigalpa, Danli, Grenze zu Nicaragua, Esteli, Masaya, Granada, San Juan del Sur, Penas Plancas (Grenze Costa Rica)
Reisewarnung des EDA
"Die Strassenkriminalität in Honduras ist im Ansteigen begriffen, besonders in San Pedro Sula und Tegucigalpa. Tragen Sie nur so viel Geld wie nötig bei sich, sichern Sie Ihre Wertsachen und stellen Sie Reichtum nicht offen zur Schau."
Solche und ähnliche Warnungen hören oder lesen wir täglich, bevor wir die Grenze zu Honduras überschreiten. Verständlich, dass ein mulmiges Gefühl am Tage X aufkommt.
Der erste Eindruck jedoch ist positiv! Unser Suri bekommt die temporäre Einfuhrbewilligung für 30 Tage, die nette Zollbeamtin füllt die Zolldokumente in dreifacher Ausführung aus und nach knapp 30 Minuten wird die Schranke für uns gehoben. Gut sprechen wir etwas Spanisch, denn nur mit Englisch hätte es doppelt so lange gedauert. Hier am Zoll spricht niemand eine Fremdsprache. Willkommen in Honduras!
Dieses Land war die ursprüngliche Bananenrepublik und ist auch heute noch eines der am wenigsten entwickelten und industrialisierten Länder Zentralamerikas. Trotz seiner turbulenten, politischen Geschichte ist das arme mittelamerikanische Land bisher kaum in das westliche Bewustsein vorgedrungen, ausser wenn wieder eine Schlagzeile in unseren Zeitungen erscheint: " Hurricane Mitch, einer der schlimmsten Wirbelstürme des 20. Jahrhunderts, verwüstet grosse Landstriche in Honduras."
Maya Ruinen von Copan
Nach einer knappen Stunde Fahrt, werden wir auf der Kopfsteinpflasterstrasse des gleichnamigen Dorfes Copan heftig durchgerüttelt. Das Dorfzentrum mit seinen weissen Häusern und roten Ziegeldächern versprüht einen gewissen Charm und etliche koloniale Gebäude sind noch gut im Schuss.
Doch die eigentliche Sehenswürdigkeit sind die Mayaruinen von Copan. So bewundern wir bei drückender Hitze die Stelen auf der Plaza Grande mit Darstellungen der Herrscher von jener Zeit, den Ballspielplatz, wo der Kapitän der unterlegenen Mannschaft dem Maya Gott geopfert wurde und die Treppe der Hieroglyphen.
Diese zwischen 738 und 756 nach Chr. erbaute Treppe fasziniert uns am meisten. 2200 Hieroglyphenblöcke, verteilt auf 55 Stufen, berichten von der Geschichte Copans, beginnend mit dem Begründer der Herrscherlinie der Stadt. Diese in Stein gemeisselten Ornamente und Schriften sind wie ein Lexikon und beinhalten die wichtigsten Begebenheiten der alten Mayazeit über viele Jahre.
Doch wir interessieren uns fast mehr für die hier freilebenden Papageie. Stundenlang sehen wir ihnen zu, wie sie laut krächzend durch den Dschungel fliegen, wenige Meter neben uns landen und lautstark miteinander streiten. Wahrscheinlich erzählen sie sich den neusten Klasch und Tratsch, wer mit wem usw.
An der honduranischen Karibikküste
Schon das Strassenbild von "Tela" ist geprägt von einem Völkergemisch, das wir schon oft an der zentralamerikanischen Karibikküste angetroffen haben. "Garifunas" und "weisse" Honduraner leben hier friedlich zusammen. Gegen Abend fahren wir in den nahehelegenen Botanischen Garten von "Lancetilla". Dieses geschützte Gebiet, das zweit Grösste seiner Art in der Welt, beherbergt über 1000 verschiedene Pflanzenarten.
Vorerst aber machen wir es uns auf dem weitläufigen Gelände bequem, campen zwischen hohen Bäumen und geniessen die Natur. Immer deutlicher merken wir, wie sehr wir loslassen können. Fiel es uns am Anfang dieser Reise noch schwer, einfach mal nichts zu tun und über nichts den Kopf zu zerbrechen, so können wir inzwischen problemlos vollkommen abschalten. Auf Kommando wird das Hirn frei von den Belastungen des Alltages, ein Zustand, der uns in der Schweiz völlig fremd war.
Es dämmert bereits, als wir in unseren Campingstühlen sitzen, dem zirpen der Grillen lauschen und die Glühwürmchen beobachten, die das ganze Feld vor uns erleuchten, als ob alle von ihnen abwechselnd ihre Taschenlampe aufblinken lassen.
Die Bay Inseln
Zu den Bay Inseln gehören Roatan, Guanaja und Utila und liegen 50 km vor der honduranischen Nordküste. Sie bilden die Fortsetzung des Riffs von Belize und sollen hervorragende Möglichkeiten zum schnorcheln und tauchen bieten. Als erstes müssen wir einen sicheren Übernachtungsplatz für unseren Suri suchen. Der Parkplatz bei der Fährstation, der rund um die Uhr bewacht wird, scheint uns sicher genug.
Die Überfahrt mit der Fähre geht flott vor sich und nach zwei Stunden befinden wir uns schon auf der karibischen Insel Roatan. Wir leisten uns ein schönes Bungalow mit Meersicht und Air Condition. In den letzten Wochen hat die Hitze kontinuierlich zugenommen. In der Zwischenzeit wird es auch Nachts kaum mehr unter 29°C und das T'Shirt klebt uns am Körper, da auch die Luftfeuchtigkeit erheblich ist. Doch Unterhalb des Meeresspiegels sieht alles anders aus. Obwohl das Korallenriff in Küstennähe abgestorben ist, hat es doch etliche Meeresbewohner, die wir durch unsere Taucherbrille beobachten können. Ellegant und mit majestätischen Bewegungen schwimmen die verschiedenen Barsche, bunten Korallenfische und gefährlich aussehenden Hummer an uns vorüber. Irgendwie haben wir uns die Insel doch anders vorgestellt! Fast täglich steuern 2 bis 3 Kreuzfahrtschiffe die Insel an und die Passagiere schwärmen wie Fliegen über die Insel. Im Nu sind die schönsten Plätze zum schnorcheln überfüllt und aus den Lautsprechern der Strandcafés ertönt ohrenbeteubender Disco Sound.
Etwas abseits des Rummels ziehen wir uns auf eine "Jetty" zurück um den spektakulären Sonnenuntergang zu geniessen. Diese Holzstege sind der einzige Ort, um den gefrässigen Sandfliegen zu entgehen. Hier lernen wir die beiden Honduraner Aves und Hermann kennen, dessen Cousin Wilson, der bei Tottenham in der englischen Premier Leage Fussball spielt. Der Rum fliesst reichlich, die Stimmung wird immer ausgelassener und wir müssen ihnen versprechen, dass wir morgen in ihrem Restaurant zum Nachtessen erscheinen.
Die Tage vergehen wie im Flug und schon können wir wieder, zurück auf dem Festland, unseren unversehrten Suri in die Arme schliessen.
Vorbei an Tabakfelder und Kaffeeplantagen fahren wir etliche Stunden eine grausame Rüttel- und Schüttelpiste quer durch das honduranische Bergmassiv. Am späten Nachmittag haben wir dann wieder Asphalt unter den Rädern. Die Freude währte aber nur kurze Zeit, da uns immer wieder riesige Löcher den Weg versperrten und die Fahrt einer eigentlichen Slalompiste glich. In so einem Loch könnte einer der vielen Strassenköter genüsslich ein Bad nehmen, ohne dass er gesehen wird. Hier sehen wir zum ersten Mal eine etwas andere Form von Kinderarbeit!
In regelmässigen Abständen stehen Kinder mit einer Schubkarre am Strassenrand und schütten die vielen Löcher mit Erde zu. Wenn ein Auto vorbeifährt, halten sie ihre kleinen Händchen auf und betteln um ein paar "Dineros". Einerseits sind wir froh, wenn ein paar Löcher weniger sind und geben ihnen ein paar "Lempiras", die einheimische Währung, andernseits fördern wir damit die Kinderarbeit und womöglich gehen sie dadurch nicht mehr zur Schule. Alles hat zwei Seiten.
Am Lago de Yojoa, dem einzig natürlich entstandenen See Honduras, verbringen wir ein paar schwül heisse Tage im Garten der Finca Las Glorias und bereiten uns für den morgigen Grenzübertritt nach Nicaragua vor.
Nicaragua
Schon weit vor der Grenze zu Nicaragua, stauen sich die Lastwagen. Das kann ja heiter werden! Kaum haben wir unseren Suri vor der Grenzbarriere geparkt, werden wir umringt von einer Horde Schlepper, Geldwechsler und Autoaufpasser, die uns für ein paar Dollar ihre Dienste anbieten möchten. Wir steigen aus und lehnen dankend aber Bestimmt ihre gutgemeinten Angebote ab. Schliesslich haben wir schon mehrere mittelamerikanische Grenzen passiert und wissen allmählich "wie der Hase läuft". Doch dieser Grenzübertritt ist doch reichlich verwirrend. Von einem Schalter werden wir zum nächsten geschickt. Müssen da ein Formular ausfüllen, dort eine Kopie erstellen, bekommen hier einen Stempel nur dass wir ihn beim nächsten Beamten wieder annulieren können und immer wieder werden Pässe, Fahrzeugschein und Fahrausweis mit wichtiger Miene begutachtet. Nach fast 2 Stunden, bei schweisstreibenden und subtropischen Themperaturen, haben wir die Prozedur hinter uns gebracht und der Schlagbaum in ein weiteres, uns unbekanntes Land, wird angehoben.
Was kommt uns in den Sinn beim Wort Nicaragua? Bürgerkrieg, Somoza-Regime oder Vulkane? Vulkane ja, davon gibt es ein Menge in diesem kleinen Land, aber der Krieg, der ist seit bald 20 Jahren schon vorüber. Die Zeiten von bewaffneten Konflikten, als Sandinisten gegen das Somoza-Regime und später gegen die Contras einen erbitterten Bürgerkrieg führten, sind längst Legende. Inzwischen soll sich Nicaragua zu einem der sichersten Länder zentralamerikas entwickelt haben, wie wir aus einer Zeitung erfahren.
Der erste Eindruck ist jedoch wenig erbaulich! Türmt sich doch der Abfallberg entlang der gutausgebauten Panamericana meterhoch. Ähnliches habe wir schon in Mexiko gesehen, in den nächsten mittelamerikanischen Ländern wurde es ein wenig besser, aber hier, in Nicaragua ist es am schlimmsten. Alles wird achtlos aus dem Autofenster oder vom Ochsenkarren geschmissen. Der ganze Wohlstandsmüll ziehrt den Strassenrand.
Das Land der Vulkane
Als erstes Ziehl nehmen wir uns den Vulkan "Masaya" vor. Er ist einer der am leichtesten zugänglichen der Welt und so fahren wir auf einer asphaltierten Strasse bis fast an den aktiven Kraterrand heran.
Die indigene Bevölkerung gab im den Namen "Popogatepe", was übersetzt "brennender Berg" heisst. Vor hunderten von Jahren wurde er von ihnen verehrt und seine Eruptionen wurden als Zeichen verärgeter Götter gesehen. Deswegen brachte die einheimische Bevölkerung ihm Opfer dar in Form von kleinen Kindern oder Jungfrauen. Dies können wir anhand von Bildern im nahegelegenen Visitor Office bestaunen.
Die spanischen Eroberer aber, die den Vulkan "La Boca del Infierno" nannten, das soviel heisst wie "Höllenschlund", versuchten den Teufel auf eine andere Art abzuwehren. So setzten sie im 16. Jahrhundert ein Kreuz an den Rand des Kraters, das noch heute zu sehen ist. Im Jahre 2001 gab es zum letzten Mal eine kleine Eruption, bei der zum Glück niemand ernsthaft verletzt wurde. Einige am Kraterrand parkierten Autos wurden allerdings arg in Mittleidenschaft gezogen. Das ist auch ein Grund, weshalb überall Schilder sind - Nur mit dem Heck nach hinten parken -.um bei einen Ausbruch des Vulkans schneller abfahren zu können. Der Vulkan qualmt und raucht. Wenn der Wind etwas von den ätzenden Dämpfen, die uns im Hals kratzen, in unsere Richtung weht, empfindet man die Empfehlung, nicht länger als 20 Minuten zu bleiben, als sinnvoll.
Nicht weit entfernt befindet sich die Laguna "Apoyo". Eigentlich ist es ein Kratersee mit einer Tiefe von über 200 m. Doch mit abkühlen wird es nichts, denn das Wasser ist über 30° C. warm. Trotzdem nehmen wir in dieser klaren Lagune ein nicht ganz erfrischendes Bad.
Ebenfalls Sehenswert ist der Lago de Nicaragua mit seinen mehr als dreihundert Inseln. Hier leben einige Arten, die normalerweise nur im Salzwasser überleben können, wie Thun- oder Haifische.
An seinen Ufern liegt die drittgrösste Stadt des Landes, Granada. Sie gehört wohl zu den schönsten Städten Nicaraguas. Trotz der zahlreichen Zerstörungen in ihrer Geschichte ist sie heute noch ein koloniales Kleinod. Von der 1583 erbauten Kathedrale , auf dessen knallgelben Glockenturm wir steigen, hat man einen weiten Blick über die Stadt bis zum Vulkan Mombacho.
Die Übernachtung aber erweist sich als etwas schwierig. Mangels bewachter Parkplätze, entscheiden wir uns beim "Touricentro" direkt am See zu übernachten. Wir fragen einen vorbeifahrenden Polizisten: "Können wir hier sicher übernachten?" Er meint: "Hier auf keinen Fall, das ist sehr gefährlich. 20 Meter!!!!! weiter vorne ist die Polizeistation und direkt davor ist es sicher."
Als es Einnachtet schlendern wir durch den Plaza Central. Alles ist hell erleuchtet, die Menschen flanieren durch die verkehrsfreien Strassen, die Pferdekutschen klappern mit ihren Gästen durch die engen Gassen und wir genehmigen uns bei der Pizzeria "Mona Lisa " die beste Pizza, die wir auf unserer Reise gegessen haben.
Als ich den Taxifahrer frage, ob er uns zum Wohnmobil beim Touricentro am See zurückfahren kann meint er erstaunt: "Was wollt ihr eigentlich dort? Um diese Zeit ist es da viel zu gefährlich! Nur mit einem Aufpreis fahre ich euch dorthin."
Na, da haben wir uns aber einen schönen Übernachtungsplatz ausgesucht. Es ist schon nach 10 Uhr abends und immer noch über 30°C schwül warm. Wir hatten schon idylischere Orte ausgesucht als hier neben den laut scherzenden Polizisten, direkt am Fahrbahnrand und bei drückender Hitze, dass einem der Stoff am Leibe kleben bleibt. Irgendwie haben wir auch diese Nacht überstanden.
Isla de Ometepe
Über Rivas fahren wir nach San Jorge, von wo wir ein Boot zur Vulkaninsel "Ometepe"nehmen möchten. Schon von weitem können wir die beiden Vulkane "Conception" (1610) und "Maderas" (1365) erkennen. Der grössere der beiden ist noch aktiv und sein letzter Ausbruch war erst 1957. Trotzdem dient die Insel vielen Menschen als Lebensgrundlage und sie bauen an seinen Hängen Obst, Gemüse und Kaffee an. Auf der Rückseite der Insel befinden sich einige Hotels und kleine Herbergen an einem schönen Strand des Lago Nicaragua. Das trübe Wasser des Sees lockt jedoch nicht zu einem Bad ein, da sind die herrlich frischen Quellen im Landesinnern doch viel angenehmer.
Die letzten Tage in Nicaragua verbringen wir noch an der schönen Surf-Beach von San Juan del Sur, bevor wir nach Costa Rica weiterreisen.
Der Grenzübertritt dauert dieses Mal über 2 Stunden und es braucht schon Nerven, diese unkoordinierten Zollvormalitäten zu überstehen. Was uns in der "Schweiz Zentralamerikas" erwartet, dann im nächsten Bericht.
PS Wir freuen uns jedesmal riesig, über ein kleines Feedback von Euch.