Reisebericht 07 / Winnipeg (Manitoba) - Grande Prairie (Alberta) /24 Juni 2009 - 03. Juli 2009/ km 10'600 - 13'000

Reiseroute: Winnipeg (Manitoba), Lake Manitoba, Riding Mountain N.P., Yorkton (Saskatchewan), Saskatoon, Edmonton (Alberta), Ponoka, Rocky Mountain House, Banff N.P., Jasper N.P. Hinton, Grand Prairie


Winnipeg, die einzige, echte Grosstadt zwischen Toronto und Calgary, ist die wirtschaftliche und kulturelle Metropole der Region. Am Westufer des Red River besichtigen wir "The Forks". Das weitläufige Areal ist wegen seiner Rolle als indianischer Versammlungsort und Keimzelle Winnipegs zu National Historic Site deklariert worden. In den letzten Jahren wurde das Gelände zu einem attraktiven Freizeitpark umgestaltet. Hier hat es eine bunte Vielfalt an Obst- und Gemüse-, Fleisch- und Fischstände, Restaurants und jede Menge Shops aller Art. Auf der Market Plaza können wir direkt einer Veranstaltung von verschiedenen Indianertänzen beiwohnen.

Auf der Weiterfahrt nach Norden zum Lake Winnipeg, spühre ich plötzlich einen Luftzug direkt an meinem Kopf vorbei und danach einen Knall hinter mir. Beim sofortigen Anhalten sehen wir die Beschehrung. Die ganze Rückwand und die Sitze sind voller oranger Farbe. Später erklärte uns ein Kanadier, das sei wohl "Paintball" gewesen. In dieser Region sei das ein populäres Spiel. Man schiesst mit Farbkugeln aufeinander und leider auch manchmal auf fahrende Autos. Da hab ich noch mal Glück gehabt. Nur wenige cm weiter rechts und die Farbkugel hätte mich durch das offene Seitenfenster am Kopf getroffen.

Da der Trans Canada Highway im westlichen Manitoba so gut wie keine Abwechslung bietet, fahren wir nördlich am schönen Lake Winnipeg vorbei bis zum Riding Mountain National Park. Seine Höhenzüge "reiten" quasi auf der bis über 500 m tiefer liegenden Umgebung. Flora und Fauna unterscheidet sich erheblich von der Vegetation und Tierwelt der Prärie weiter südlich. Hier verbringen wir zwei erholsame Tage beim Schwimmen und Bisonbetrachten. In einem unzäunten Areal lebt eine Bisonherde von etwa 40 Tieren. Mit unserem Auto können wir direkt zwischen die Herde fahren und die mächtigen Tiere in aller Ruhe bewundern. Hier, am Lake Audy, machen wir noch Bekanntschaft mit 2 Schweizer Paaren. Das eine Paar reist in einem Kombi für 21/2 Monate durch Kanada und die USA und das andere Paar bereist mit einem gemieteten Wohnmobil ( 25'000 sFr. für 6 Monate) Kanada.
Später lernen wir noch Randy kennen. Er betreibt weiter südlich eine Rinderfarm. Auf meine Frage, wieviel Rinder er eigentlich hat, meint er: " Etwas über 1000 werden es wohl sein, die genaue Anzahl weiss ich nicht genau. Ich füttere sie alle mit Gerste und das macht ihr Fleisch butterzart. Jedes meiner Rindersteaks kannst du mit der Gabel schneiden."
Ob das wohl stimmt? Oder übertreiben die kanadischen Farmer gleich wie die schweizer Hobbyfischer?

Am nächsten Tag geht es weiter über die fast endlose Prärie. Man sieht kilomerterweit in die Ferne und die weissen Wolken sind zum greiffen nah. Ab und zu stehen riesige Getreidesilos am Wegesrand. Die flachen bis leicht hügeligen und scheinbar endlosen Getreidefelder im Süden Manitobas und Saskatchewans, haben die ins Land strömenden Siedler in wenigen Jahrzehnten zur Kornkammer Canadas gemacht und von den einst riesigen Bisonherden die früher hier lebten, blieben nur einige Gruppen in den Nationalparks zurück.

Einer dieser Nationalpark besuchen wir heute, den Elk Island N.P.. Hauptattraktion dieses Parks sind die Wald- und Präriebisons, die hier eine Zuflucht gefunden haben. Schon kurz nach der Parkeinfahrt liegen sie träge auf der Strasse, sodass wir eine Weile unser Auto abstellen und die riesigen Tiere beim wiederkäuen bewundern können. Abens unternehmen wir noch eine Fahrradtour zu den Biberburgen. Emsig schwimmen die Biber umher und verschwinden kurz darauf mit einem Ast unter ihrem kunstvoll trapierten Bau.

Langsam kommt unser Ziehl, Edmonton, immer näher. Mit seinen über einer Million Einwohner ist der Grossraum Edmonton nach Calgary die zweitbevölkerungsstärkste Region der Provinz Alberta. Hier darf natürlich ein Besuch des weltgrössten, überdachten Shopping-Centers nicht fehlen. Die Dimensionen sind überwältigend. 24'000 sind hier beschäftigt und es hat über 800 Läden, 100 Restaurants, 6 Kaufhäuser und 21 Kinos. Als Teilbereich beherbergt es noch ein Superwellenbad mit Riesenrutschen. Die Dimensionen sind einfach überwältigend.

Kurz entschlossen ändern wir unsere Pläne und fahren anstatt Richtung Norden jetzt gegen Süden. Der Grund ist, ein Kanadier hat uns empfohlen, auf keinen Fall die Stampede in Ponoka zu verpassen.
Hier empfängt uns ein riesiges kanadisches Volksfest, vergleichbar mit einem eidgenössischem Schwingfest, bei uns in der Schweiz.
Am Nachmittag fängt es an mit Ponyreiten für die Kleinen. Verschiedene Gruppen mit jeweils 3 Kids, versuchen ein Pony einzufangen, danach muss sich einer tollkühn hinaufschwingen und eine Runde reiten. Das ist natürlich sehr lustig für die Zuschauer, aber so einfach ist das Ganze nicht, was die vielen blauen Flecken der Jungen und Mädels zeigen.
Danach geht es weiter mit Ladyrennen auf stolzen Pferden und das Bereiten eines wilden Mustangs. Am meisten Mut braucht es wahrscheinlich für das Bullenreiten. Dieser für die Zuschauer spektakuläre Event, ist jedoch für die mutigen Cowboys blutiger Ernst. Es tönt ein wenig makaber, aber vor dem Haupteingang steht schon der Leichenwagen samt Sarg bereit. Wenigstens diesen Abend wurde er jedoch nicht gebraucht.
Am späteren Abend beginnen dann die "Chuckwagon"-Rennen. Das sind 2- und 4 Pferdespänner, die jeweils unter dem johlenden Beifall der Zuschauer ihre Runde drehen. Nach dem Auftritt von Country Sänger Neal McCoy, beschliesst ein Feuerwerk diesen unvergesslichen Rodeo Abend.

Heute geht es auf dem Icefields Parkway von Banff Richtung Jasper. Diese 200 km werden gerne als die schönste Gebirgsstrecke Canadas gelobt. Viele Wasserfälle, schöne Wanderrouten und eine atemberaubende Bergkulisse, säumen diese Strasse. Eine der Hauptattraktionen ist der Columbia Gletscher. Wir versuchen dem Besucherstrom ein wenig auszuweichen und machen einen einen 2- stündigen Trail zum Wilcox Pass. Dieser Wanderweg diente Ende des 19. Jahrhunderts der Umgehung des Athabasca Gletschers, der damals noch über die Passtrasse reichte. Von hier oben hat man eine tolle Aussicht zum gegenüberliegenden Gletschermassiv. Mit seinen über 200 Quadrat-km, ist das Columbia Eisfeld das grösste in den Rocky Mountains.
Ein etwas zweifelhaftes Vergnügen bieten die sogenannten "Snow Coaches". Das sind Spezialfahrzeuge mit mannshohen Reifen, die über die südöstliche Gleschermoräne auf die Gletscherzunge hinausfahren. Erstaunlich viele Besucher leisten sich für stolze 38 Dollar pro Person, diesen Spass.

In Grand Prairie treffen wir zufällig das Zürcher Pärchen Sonja und Markus. Spontan beschliessen wir, dass wir irgendwo zusammen übernachten. Bis morgens um 3 Uhr sitzen wir zusammen und schwatzen über Gott und die Welt. Sie sind mit ihrem Toyota Landcruiser Poptop auf einer verlängerten Hochzeitsreise über Alaska, Südamerika, Australien, Asien und Europa. Etwa in 2 1/2 Jahren möchten sie wieder zu Hause sein. (siehe Begegnungen)